Nikolaus Semlitsch


 

* 27.11.1946

 

Den jüngeren OFC-Fans dürfte der Name Nikolaus „Niko“ Semlitsch vor allem als Trainer ein Begriff sein. Als kompromissloser Außenverteidiger gehörte der Mittelhesse allerdings auch zur großen Kickers-Mannschaft, die in den 1970er Jahren mit dem Traumsturm Ritschel/Kostedde/Held in der Bundesliga für Furore sorgte.

Bei seinem Stammverein FSV Steinbach (heute als FSV Fernwald bekannt) debütierte Semlitsch als 17-Jähriger in der 1. Mannschaft. Am 15. Juni 1969 beeindruckte er bei einem Vorbereitungsspiel des OFC gegen eine Gießener Kreisauswahl Kickers-Trainer Paul Oßwald, der ihm sofort ein Angebot unterbreitete. So wechselte Semlitsch, der eigentlich schon beim VfB Gießen unterschreiben wollte, nach Offenbach, wo er zunächst in der Amateurmannschaft eingesetzt wurde.

Am 30. September 1970 gab Semlitsch im Rückspiel des Europapokals der Pokalsieger beim FC Brügge sein Debüt bei den Profis. Der neue Trainer Rudi Gutendorf brachte ihn in der 2. Halbzeit als linker Verteidiger. Drei Tage später spielte er auf dem Kaiserslauterer Betzenberg erstmals in der Bundesliga. In der Folgezeit avancierte Semlitsch zum Stammspieler und kam in der Bundesliga-Saison 1970/71 zu 25 Einsätzen. Unter Jupp Derwall spielte er zudem zwölf Mal in der Amateur-Nationalmannschaft, wo er sich mit Uli Hoeneß ein Zimmer teilte.

Nach dem Abstieg aus der Bundesliga dominierte der OFC in der Saison 1971/72 die Regionalliga Süd nach Belieben und blieb in allen 36 Punktspielen ungeschlagen. Ein Rekord, der in den beiden höchsten deutschen Ligen bis heute unerreicht geblieben ist. Auch in den acht Partien der Aufstiegsrunde blieb das Team von Trainer Kuno Klötzer ohne Niederlage. Dennoch stieg der OFC am Ende nur aufgrund der besseren Tordifferenz gegenüber Rot-Weiss Essen auf.

Am 20. September 1972 erzielte Semlitsch seinen erster Bundesligatreffer. Im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig traf er bereits in der 1. Minute zum 1:0-Endstand. Als Tabellensiebter gelang den Kickers in der Saison 1972/73 die beste Abschlussplatzierung ihrer Bundesligageschichte. Sein wohl schönstes Tor im OFC-Trikot schoss Semlitsch am 23. Oktober 1973 beim legendären 5:2-Sieg gegen Eintracht Frankfurt, als er in der 38. Minute mit einem herrlichen Schuss zum zwischenzeitlichen 2:1 traf. Semlitsch bezeichnet dieses Spiel rückblickend als das beste seiner Karriere.

Im Sommer 1974 wechselte der Abwehrspieler nach Saarbrücken, wo er mit Egon Schmitt und den Traser-Zwillingen drei ehemalige Offenbacher wiedertraf. Am 2. August 1974 trug sich Semlitsch in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs ein: Beim 1:0-Erfolg des FCS gegen Darmstadt 98 gelang ihm der erste Treffer in der Geschichte der 2. Bundesliga. 1976 stieg Semlitsch mit den Saarländern in die Bundesliga auf und feierte am 16. April 1977 mit einem 6:1-Sieg gegen Bayern München eine weitere Sternstunde. Nach dem Abstieg beendete er 1978 seine Profikarriere.

Danach startete Semlitsch seine Trainerlaufbahn, die ihn auch zurück auf den Bieberer Berg führte. Der pensionierte Postbeamte ist zudem ein leidenschaftlicher Skatspieler, der für Gießen sogar in der Bundesliga spielt.