Josef Weilbächer
* 29.12.1944 - † 19.11.2020 |
Josef
„Seppl“ Weilbächer ist ein Offenbacher Idol, bei dem man sich kaum noch daran erinnern
kann, dass er seine Profikarriere auf der anderen Mainseite begonnen hat.
Zunächst durchlief er die Jugendmannschaften des SV Hattersheim, ehe er 1962 zu
Eintracht Frankfurt wechselte. Dort spielte bereits sein elf Jahre älterer
Bruder Hans, der auch zu der Mannschaft gehörte, die sich 1959 im Endspiel um
die Deutsche Meisterschaft gegen den OFC durchgesetzt hatte. Am 19. September
1963 gab Seppl im Auswärtsspiel beim Hamburger SV sein Bundesligadebüt. Der
endgültige Durchbruch blieb ihm jedoch verwehrt. Bis 1965 brachte es der linke
Verteidiger nur auf vier Bundesligaeinsätze, so dass er 1965 gemeinsam mit
Torhüter Wolfgang Mühlschwein an den Bieberer Berg wechselte. Wegen der
besonderen Brisanz waren beide bei der Bekanntgabe des Wechsels in Sonthofen
untergetaucht.
Bei
den Kickers wurde Weilbächer sofort Stammspieler, absolvierte in der Saison
1965/66 alle 34 Spiele in der zweitklassigen Regionalliga Süd und wurde auch in
allen sechs Partien der aus Offenbacher Sicht erfolglosen Aufstiegsrunde zur
Bundesliga eingesetzt. In der folgenden Saison ergab sich dasselbe Bild:
Weilbächer bestritt alle 34 Regionalligaspiele und alle acht Spiele der
Aufstiegsrunde, in der die Kickers diesmal an Alemannia Aachen scheiterten.
1967/68 verpasste Weilbächer zwar zwei Ligaspiele, so dass er es nur auf 32
Einsätze brachte, schaffte aber im dritten Anlauf den lang ersehnten Sprung in
die Bundesliga. Am 19. Juni 1968 machte der OFC mit einem 2:0-Heimsieg gegen
die TuS Neuendorf den Aufstieg perfekt.
In der ersten Bundesligasaison der Kickers kam Weilbächer in
allen 34 Spielen zum Einsatz und erzielte zwei Tore, beide im Heimspiel gegen
den VfB Stuttgart. Dem direkten Wiederabstieg folgte der direkte
Wiederaufstieg. Im gleichen Jahr war Weilbächer am größten Erfolg der
Vereinsgeschichte beteiligt: Am 29. August 1970 besiegte der noch als
Zweitligist in den Wettbewerb gestartete OFC im DFB-Pokal-Finale den haushohen
Favoriten 1.FC Köln in Hannover mit 2:1. Bemerkenswert: Als Schiedsrichter
Schulenburg zehn Minuten vor Schluss auf Strafstoß für Köln entschied (den
Torwart Volz schließlich parierte), wollte er den Verursacher Hans Reich
eigentlich des Feldes verweisen. Weilbächer redete allerdings auf den Referee
ein („Der bleibt drin!“) und sorgte damit dafür, dass die Kickers die Partie
mit elf Mann zu Ende spielen konnten.
Auch in den beiden einzigen Europapokalspielen der Kickers
gegen den FC Brügge kam er zum Einsatz. Doch auch diese Saison, in der
Weilbächer in der Bundesliga in 33 Spielen vier Tore gelangen, sollte kein
Happy End haben: Als Tabellenvierzehnter wies der OFC zwei Spieltage vor
Schluss noch drei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz auf. Die
Kickers verloren jedoch die letzten beiden Spiele und rutschten noch auf Rang
17 ab, weil Arminia Bielefeld und Rot-Weiß Oberhausen überraschend punkten
konnten. Wie sich später herausstellen sollte, war im Abstiegskampf nicht alles
mit rechten Dingen zugegangen. Nachdem der Abstieg der Kickers feststand
enthüllte Präsident Canellas, dass bei einigen Spielen geschoben wurde. Der
„Bundesligaskandal“ sollte Fußball-Deutschland noch lange beschäftigen.
Weilbächer
zog daraus seine ganz persönlichen Konsequenzen und beendete im Alter von 26
Jahren nach 204 Ligaspielen und elf Toren für die Kickers frühzeitig seine
Laufbahn als Profi. Angebote von Hertha BSC Berlin und den Grashoppers Zürich
lehnte er ab. Das Fußballgeschäft war nicht mehr seine Welt. Stattdessen ließ
Weilbächer seine Karriere bei Alemannia Klein-Auheim ausklingen und baute sich
als Inhaber einer Druckerei eine neue Existenz auf. Dem OFC, bei dem er in den
1990er Jahren zeitweise Vize-Präsident und später auch Mitglied im
Verwaltungsrat war, ist er stets verbunden geblieben.