Suat Türker
* 10.03.1976 - † 12.02.2023 |
Im Gegensatz zu den als „S-Klasse-Spieler“ bezeichneten
Neuverpflichtungen Bruno Akrapovic, Christian Hock, Thorsten Judt, Sascha
Licht, Steffen Menze und Gustav Policella war Suat Türker der einzige Neuzugang
des Sommers 2003 ohne Zweitligaerfahrung. Bis dato war der damals 27-Jährige
auf seinen Stationen VfB Stuttgart II, TSF Ditzingen, Bayern München II, TSG
Hoffenheim und Borussia Neunkirchen nicht über den Status eines
durchschnittlichen Regionalligastürmers hinausgekommen. Bei den Partien gegen
Neunkirchen waren jedoch OFC-Manager Rüdiger Lamm und Trainer Ramon Berndroth auf
Türker aufmerksam geworden. Weil er für den abgeschlagenen Tabellenletzten in
24 Spielen nur zwei Tore erzielt hatte, sahen ihn die meisten Kickers-Fans
anfangs nur als Ergänzungsspieler. In den kommenden Jahren sollte Türker in
Offenbach jedoch zur prägenden Figur werden.
Während die meisten „S-Klasse-Spieler“ die Erwartungen nicht
erfüllen konnten und das angestrebte Saisonziel „Aufstieg in die 2. Bundesliga“
mit Platz 13 deutlich verpasst wurde, war Türker mit elf Toren die Entdeckung
der Spielzeit 2003/04. Gleich in seinem ersten Spiel gegen Pfullendorf hatte er
doppelt getroffen. In der Folgesaison bildete er zusammen mit Sasa Ciric ein
kongeniales Sturmduo und trug mit seinen 16 Treffern maßgeblich dazu bei, dass
diesmal der Aufstieg gelang. Türker schaffte problemlos die Umstellung auf die
höhere Spielklasse und erzielte in drei Offenbacher Zweitligasaisons in 89
Spielen 37 Tore. Unvergessen ist vor allem sein Tor gegen Aue, als er wenige
Sekunden nach seiner Einwechslung mit dem ersten Ballkontakt die Kugel ins Tor
lupfte. Oder auch sein Treffer gegen Koblenz, als der eigentlich verletzte
Türker in der 55. Minute eingewechselt wurde, vier Minuten später das 1:1
köpfte und dann in der 72. Minute wieder ausgewechselt werden musste. In der
Saison 2007/08 stellte Türker einen Zweitligarekord auf, indem er in sieben
aufeinanderfolgenden Spielen traf.
Nach
dem Abstieg wechselte er im Sommer 2008 zum Zweitligisten SC Freiburg, wurde
dort jedoch nicht glücklich. Im Breisgau erzielte Türker in zwölf Spielen lediglich
ein Tor und kehrte in der Winterpause zum OFC zurück. Bei seinem Eintreffen im
Trainingslager in der Türkei wurde er wie der Messias gefeiert, der die Kickers
wieder in die 2. Liga schießen sollte. Doch der Heimkehrer war nur noch ein
Schatten früherer Tage. In 27 Spielen gelangen dem einst als „Fußballgott“
verehrten Stürmer nur zwei mickrige Törchen. Mit nunmehr 33 Jahren hatte der
durch Rückenprobleme gehandicapte Türker seinen Zenit überschritten. Zudem
passte er nicht ins Spielsystem der Trainer Boysen und Menze. Die Rückholaktion
des einstigen Publikumslieblings entpuppte sich letztlich als teures
Missverständnis. Im Januar 2010 wechselte er zum Ligakonkurrenten SV Wehen
Wiesbaden. Auch dort konnte er nicht überzeugen und löste seinen Vertrag ein
Jahr später vorzeitig auf. Dadurch lebte der gut dotierte Anschlussvertrag, mit
dem man Türker die Rückkehr nach Offenbach schmackhaft gemacht hatte, wieder
auf. Türker wurde daraufhin als Leiter der Fußballschule und
Marketingmitarbeiter weiterbeschäftigt. Zudem schnürte er in der Saison 2011/12
für die 2. Mannschaft des OFC noch einmal die Fußballschuhe. Das
Stadioneröffnungsspiel gegen Bayer Leverkusen im Juli 2012 war gleichzeitig
sein Abschiedsspiel.