Cesar Thier


 

* 15.10.1967

 

Cesar Thier stand zwischen 2000 und 2008 im Kickers-Tor und blieb in 231 Ligaspielen 69 Mal ohne Gegentreffer. Der Brasilianer war nicht nur ein starker Rückhalt, sondern auch ein guter Fußballer, bei dem man nicht die Luft anhalten musste, wenn einer seiner Mitspieler den Ball zu ihm zurückspielte. Selbst in Bedrängnis war er in der Lage, einen gegnerischen Stürmer auszuspielen. Mit seinen weiten Abschlägen leitete er zudem so manchen Konter ein und bereite mitunter sogar Tore vor.

 

Im Alter von zehn Jahren begann Thier beim FC Santa Cruz Recife in seinem Geburtsland Brasilien mit dem Fußballspielen. Mit dem SC Sao Paulo gelang ihm später der Aufstieg in die 1. Liga. 1993 zog es Thier nach Deutschland, wo er sich Borussia Fulda anschloss. Nach einer Saison beim Nord-Regionalligsten Holstein Kiel, kehrte Thier 1995 nach Fulda zurück. Mit der Borussia war er in den folgenden Jahren häufig ein direkter Konkurrent des OFC. Zu dieser Zeit hatte auch Ralf Rangnick, der damals den VfB Stuttgart trainierte, ein Auge auf Thier geworfen. Weil damals jedoch in der Bundesliga nur drei Nicht-EU-Ausländer eingesetzt werden durften und sich Thiers Einbürgerung in die Länge zog, kam der Wechsel letztlich nicht zustande.

 

Im Sommer 2000 wechselte Thier zu den gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegenen Kickers und lieferte sich in der Saisonvorbereitung mit René Keffel ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz im Tor. Trainer Peter Neururer entschied sich für Thier, trat jedoch nach nur zwei Spielen zurück. Sein Nachfolger Dragoslav Stepanovic gab offen zu, Thier nicht zu kennen und setzte bei seinem Debüt auf Keffel. Da dieser bei der 2:3-Niederlage bei Bayern München II jedoch patzte, war Thier fortan wieder die Nummer 1.

 

Am 1. September 2003 wäre der Publikumsliebling beinahe endgültig zum Helden avanciert. In der 1. Runde des DFB-Pokals kam es nach 20 Jahren erstmals wieder zu einem Mainderby zwischen dem OFC und dem zwei Klassen höher spielenden Erzrivalen Eintracht Frankfurt. Da es nach 120 Minuten 1:1 stand, musste das Elfmeterschießen entscheiden. Nachdem Patrick Falk gleich den ersten Elfmeter verschossen hatte, war nach Thiers Parade gegen Cipi alles wieder offen. Den letzten Elfmeter für die Kickers schoss Thier selbst- leider über das Tor.

 

Nach fünf Spielzeiten in der Regionalliga Süd, in denen Thier stets zu den besten Keepern der Liga gehörte, gelang ihm mit den Kickers am 4. Juni 2005 durch einen 1:0-Sieg beim FSV Mainz 05 II endlich der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nachdem er bereits zum Ende der Aufstiegssaison über Knieprobleme geklagt hatte, wurde Anfang Juli bei einer Kniespiegelung ein Knorpelschaden und ein Meniskuseinriss festgestellt. Auf sein Zweitligadebüt musste er somit noch lange warten. Am 12. Februar 2006 saß Thier in Freiburg erstmals wieder auf der Bank, fünf Tage später gab er mit 38 Jahren seinen Einstand in der 2. Liga. Die Maßnahme von OFC-Trainer Wolfgang Frank, ihm im Auswärtsspiel beim TSV 1860 München den Vorzug vor Sead Ramovic zu geben, erwies sich als Glücksgriff. Das 1:1 in der Allianz-Arena markierte die Wende im Abstiegskampf. Thier verlieh der Abwehr endlich wieder die nötige Sicherheit, blieb in seinen ersten zwölf Zweitligaspielen ungeschlagen und kassierte dabei nie mehr als ein Gegentor pro Spiel. Der OFC landete am Saisonende sogar noch auf Platz 11. Vom „kicker“ wurde Thier daraufhin zum besten Torhüter der 2. Bundesliga gekürt.

 

In der darauf folgenden Saison konnte Thier nicht mehr dauerhaft an diese Galaform anknüpfen. Dennoch schafften die Kickers am letzten Spieltag abermals den Klassenerhalt. Gleich zu Beginn der Saison 2007/08 hatte Thier mit Verletzungen zu kämpfen und verlor seinen Stammplatz zwischenzeitlich an den jungen Daniel Endres. Dass Wolfgang Frank mehrfach zwischen den beiden Torhütern hin- und herwechselte, verunsicherte beide zusätzlich. Erst unter dem neuen Trainer Jörn Andersen war Thier wieder gesetzt. Im Januar 2008 kündigte der mittlerweile 40 Jahre alte Thier an, seine Laufbahn im Sommer zu beenden. Danach sollte er den Kickers als Chefscout erhalten bleiben. Bitter, dass Thier im letzten Spiel seiner Karriere den Abstieg aus der 2. Bundesliga verkraften musste. Der OFC hatte die gesamte Spielzeit über kein einziges Mal auf einem Abstiegsplatz gestanden, rutschte aber am letzten Spieltag durch eine 3:0-Niederlage beim direkten Konkurrenten VfL Osnabrück noch auf Rang 15 ab. Da Thiers Anschlussvertrag nur im Falle des Klassenerhalts in Kraft getreten wäre, verließ er die Kickers, die für den langjährigen Stammkeeper immerhin noch ein Abschiedsspiel gegen den FSV Mainz 05 veranstalteten.

 

Stattdessen ging Thier im Sommer 2008 nach Hoffenheim, wo er bis 2011 als Torwarttrainer arbeitete. Von 2011 bis 2013 war er in gleicher Funktion für die 2. Mannschaft der TSG tätig. Seit Sommer 2013 gehört Thier dem Betreuerstab der Profis an.