Reinhard Stumpf
* 26.11.1961 |
Reinhard Stumpf war ein kompromissloser, kopfball- und
zweikampfstarker Abwehrspieler mit Gardemaß (191 cm). Ein „harter Hund“, der weder
sich noch seine Gegner schonte und sich auch von Knochenbrüchen im Gesicht
nicht stoppen ließ.
Der in Lieblos (Kreis Gelnhausen) geborene Stumpf begann beim
FC Hanau 93 mit dem Fußballspielen und spielte bereits in der Jugend für den
OFC. Nach vier Jahren beim damaligen Oberligisten SpVgg. Dietesheim kehrte er
1984 an den Bieberer Berg zurück. Am 10. August 1984 kam er bei der
0:1-Niederlage gegen die SG Wattenscheid 09 zu seinem Zweitligadebüt. Insgesamt
bestritt Stumpf in seiner ersten Profisaison 21 Spiele, konnte jedoch nicht
verhindern, dass die Kickers ein Jahr nach dem Abstieg aus der Bundesliga auch
aus der 2. Bundesliga absteigen mussten.
Daraufhin folgte Stumpf dem Werben von Lothar Buchmann und
schloss sich dem Karlsruher SC an. Damit blieb er zunächst in der 2. Liga, kam
wegen eines Lungenrisses jedoch nur zu neun Einsätzen. Die OFC-Verantwortlichen
machten sich die Tatsache zunutze, dass der KSC Stumpfs Ablöse noch nicht
gezahlt hatte, um den Abwehrspieler in der Winterpause der Saison 1985/86 an
den Bieberer Berg zurückzuholen. In Offenbach war er fortan eine feste Größe
und schaffte mit den Kickers 1987 den Wiederaufstieg in die 2. Liga. Als bester
Aufsteiger landete der OFC in der Saison 1987/88, in der Stumpf die
Kapitänsbinde trug, auf Rang 8 und hatte zu keinem Zeitpunkt etwas mit dem
Abstiegskampf zu tun. In der darauf folgenden Saison konnte dagegen erst durch
einen 1:0-Sieg gegen den direkten Konkurrenten Rot-Weiss Essen am letzten
Spieltag der sportliche Klassenerhalt gesichert werden. Wegen eines Formfehlers
(statt der geforderten Bankbürgschaft in Höhe von 800.000 DM reichte
OFC-Präsident Lothar Hardt nur eine Privatbürgschaft in gleicher Höhe ein)
entzog der DFB den Kickers jedoch wenige Wochen später die Lizenz.
Für Stumpf, der im Falle des Ligaverbleibs in Offenbach
geblieben wäre, erwies sich der Lizenzentzug im Nachhinein als Glücksfall.
Statt des OFC-Trikots trug er ab dem Sommer 1989 nämlich den Dress des
Bundesligisten 1.FC Kaiserslautern, mit dem er bereits in seiner ersten
Spielzeit den DFB-Pokal gewann. Im Halbfinale besiegten die roten Teufel den
zwei Klassen tiefer spielenden OFC auf dem Bieberer Berg mit 1:0. Im Endspiel
konnten sich die Pfälzer gegen den favorisierten SV Werder Bremen mit 3:2
durchsetzen. Ein Jahr später wurde Stumpf mit dem FCK sensationell Deutscher
Meister.
Nach einer weiteren Saison auf dem Betzenberg wechselte
Stumpf 1992 gemeinsam mit Trainer Karl-Heinz Feldkamp zum türkischen
Spitzenclub Galatasaray Istanbul, mit dem er auf Anhieb das Double gewann und
ein Jahr später erneut Meister wurde. 1994 kehrte er nach Deutschland zurück
und spielte für den 1.FC Köln noch zwei Jahre in der Bundesliga. Nach einem
kurzen Abstecher nach Japan zu Brummell Sendai bestritt Stumpf 1997 noch neun
Spiele für den damaligen Regionalligisten Hannover 96, ehe er seine
Spielerkarriere beendete.
Im Oktober 1997 kehrte Stumpf als Co-Trainer von Otto
Rehhagel zum 1.FC Kaiserslautern zurück und wurde in dieser Funktion gleich in
seiner ersten Saison erneut Deutscher Meister. Nach Rehhagels Rücktritt
übernahm Stumpf im Oktober 2000 den Posten des Cheftrainers, gleichberechtigt
mit Teamchef Andreas Brehme. Im Juli 2002 wurde zunächst Stumpf, einen Monat
später auch Brehme entlassen. Von Dezember 2002 bis Februar 2004 arbeitete
Stumpf unter Erik Gerets erneut als Assistenztrainer beim FCK. Dem Belgier
folgte er auch auf seinen weiteren Stationen zum VfL Wolfsburg, Galatasaray
Istanbul und Al-Hilal in Saudi Arabien.
Als Cheftrainer war Stumpf bei Cenclerbirligi Ankara, Al-Hilal
und Sportif Sfaxien (Tunesien) zunächst im Ausland tätig. Seine erste Station
in Deutschland war der damalige Drittligist Wacker Burghausen, den er von
Januar bis Juli 2012 trainierte. Auch beim OFC war Stumpf schon des Öfteren im
Gespräch, wenn in Offenbach mal wieder ein neuer Trainer gesucht wurde. In den
Jahren 2000 und 2003 musste er jeweils absagen, da er andernorts unter Vertrag
stand. Im Dezember 2012 sollte Stumpf laut eines Berichts der „Bild“ Arie van
Lent ablösen, doch dieser durfte nach dem überraschenden Sieg im
DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf zunächst bleiben. Zu einem
Engagement bei den Kickers ist es somit bislang noch nicht gekommen.