Daniel Steuernagel
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* 16.11.1979 |
Als Nachfolger von Oliver Reck, dessen auslaufender Vertrag
im Sommer 2018 nicht verlängert worden war, holte OFC-Sportdirektor Sead Mehic den
frischgebackenen Fußballlehrer Daniel Steuernagel, den er bereits aus seiner
Zeit in Lindheim kannte. Danach hatte sich Steuernagel beim SC Teutonia
Watzenborn-Steinberg, den er von der Verbandsliga in die Regionalliga führte,
einen Namen gemacht. Mit einer anderen Ansprache, neuen Methoden und einer
moderneren Trainingssteuerung sollte er aus der Mannschaft, die bereits in der
Vorsaison lange am Aufstieg geschnuppert hatte, noch mehr herausholen als sein
Vorgänger. Dies kam jedoch nicht bei allen Spielern gut an. Es
schien so als ob nicht alle gewillt waren, den neuen Weg mitzugehen. Manche
hatten ihre Verträge noch unter der Annahme verlängert, dass Reck, den einige
Spieler als „Papa“ bezeichneten, Trainer bleiben würde. So hatte Steuernagel
von Anfang an einen schweren Stand.
Nach dem missratenen Saisonstart mit nur
zwei Punkten aus den ersten vier Spielen stand der zum großen Hoffnungsträger
hochstilisierte Steuernagel auch bei den Fans von Anfang an in der Kritik. Die
Vorbereitung reichte offenbar nicht aus, um der Mannschaft seine Spielidee zu
vermitteln. In den ersten Spielen wirkte es fast so, als ob die Spieler selbst
nicht wussten, was sie auf dem Platz zu tun hatten. Mit einem 5:2 gegen die TSG
Hoffenheim II gelang dann am 5. Spieltag nicht nur der erste Saisonsieg,
sondern ein echter Befreiungsschlag. Ausschlaggebend dafür war die
Systemumstellung vom 4-1-4-1 auf 4-4-2, sowie der Einbau des 18-jährigen
Eigengewächses Luka Garic und Torjäger Jake Hirst, den Steuernagel in der
Kreis-Oberliga entdeckt hatte. Es folgte eine starke Phase mit Highlights wie
dem 7:0 gegen den FSV Frankfurt sowie dem 3:1-Auswärtssieg bei Waldhof
Mannheim. Dadurch konnte der OFC den Rückstand auf den Tabellenführer auf sechs
Zähler verkürzen und wähnte sich zurück im Aufstiegsrennen. In den folgenden
Wochen ließen die Kickers durch verspielte Führungen jedoch einige Punkte
liegen, so dass man mit neun Punkten Rückstand auf Platz 4 überwinterte.
Weil Mannheim aber auch nach der Winterpause
weiter vorneweg marschierte und der OFC keine Konstanz in seine Leistungen
bekam, war in der Rückrunde die Luft schnell draußen. Spätestens nach der
0:2-Niederlage beim FSV Frankfurt am 24. Spieltag war klar, dass die Kickers
den SV Waldhof, der Woche für Woche einen Sieg nach dem anderen einfuhr, nicht
mehr einholen würden. Einige Spieler, bei denen sich andeutete oder schon klar
war, dass ihre Zukunft nicht mehr in Offenbach liegen würde, schienen mit ihren
Gedanken bereits bei ihren neuen Vereinen zu sein. Am Ende belegten die Kickers
Platz 5 und landeten damit 29 Punkte hinter Meister Mannheim.
Nachdem Steuernagel bei seinem Amtsantritt
im Sommer 2018 kaum noch Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders nehmen
konnte, durfte er diesen ein Jahr später nach seinen Wünschen gestalten.
Darüber hinaus konnten Mehic und Steuernagel dabei deutlich mehr Geld in die
Hand nehmen, da der Etat dank des neu gewählten Präsidenten Joachim Wagner und
den „Kickers-Freunden“ gegenüber der Vorsaison nahezu verdoppelt werden konnte.
13 Abgängen, darunter auch langjährige Stammspieler wie Daniel Endres, Benjamin
Kirchhoff, Dren Hodja und Serkan Firat, standen 13 Zugänge gegenüber. Dabei
ging es den Verantwortlichen in erster Linie darum, dem Kader mehr Erfahrung
und Mentalität zuzuführen. Daher wurden mit Luigi Campagna, Kevin Pezzoni und
Richard Weil drei echte Leader verpflichtet. Zudem hatte die Analyse der letzten
Saison ergeben, dass auch in Sachen Tempo und Robustheit Optimierungsbedarf
bestand. Angesichts der zum Teil namhaften und bundesligaerfahrenen Neuzugänge
stieg natürlich auch die Erwartungshaltung im Umfeld.
Mit 13 Punkten aus den ersten fünf Spielen
legten die Kickers diesmal einen tollen Saisonstart hin. Dabei überzeugte die
neu zusammengestellte Mannschaft vor allem mit Einsatz und Leidenschaft und
konnte trotz unübersehbarer spielerischer Mängel so manche Partie noch zu ihren
Gunsten drehen. Auch die umstrittenen Platzverweise gegen Gohlke und Pezzoni
konnte sie nicht davon abhalten die Tabellenführung zu übernehmen. Im
Spitzenspiel gegen Elversberg wurde der OFC allerdings auf den Boden der
Tatsachen zurückgeholt. Die Ausfälle der beiden gesperrten Innenverteidiger
sowie von Kapitän Weil, der sich im vorangegangen Spiel schwer verletzt hatte
und monatelang ausfallen sollte, waren gegen einen solchen Gegner nicht zu
kompensieren. So kassierte man am 6. Spieltag die erste Niederlage der Saison,
welche mit 0:3 deutlich ausfiel. Mit nur einem Punkt aus vier Partien
verspielte der OFC seinen guten Saisonstart, fiel auf Rang 9 zurück und verlor
frühzeitig den Anschluss an Tabellenführer 1.FC Saarbrücken. Nach der
1:0-Niederlage beim TSV Steinbach zogen die Verantwortlichen die Reißleine und
trennten sich von Sportdirektor Mehic und Steuernagel.
Der gelernte Grundschullehrer gilt zwar als
glänzender Theoretiker, der die Spieler mit seinen Ideen jedoch des Öfteren
überforderte. Auch seine ständigen Systemwechsel, wie z.B. die
zwischenzeitliche Umstellung auf Dreierkette, und das Verschieben einiger
Spieler auf ungewohnte Positionen sorgten für Kritik und führten letztlich
nicht zum Erfolg.
Bilanz als OFC-Trainer (nur Ligaspiele)
Spiele |
Siege |
Remis |
Niederlagen |
Punkte |
Schnitt |
43 |
20 |
13 |
10 |
73 |
1,7 |
Weitere Trainerstationen Steuernagels:
JSG Fernwald, Eintracht Lollar, Viktoria Nidda, SSV Lindheim,
SC Teutonia Watzenborn-Steinberg, KFC Uerdingen, FSV Fernwald