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Eintracht
Frankfurt |
Der größte Rivale
des OFC ist bekanntlich Eintracht Frankfurt und das nicht erst seit dem
legendären Finale um die Deutsche Meisterschaft 1959. Ganz hartgesottene
Kickers-Fans bringen den Namen dieses Vereins nicht über die Lippen und reden
daher von den "Unaussprechlichen". Spieler, die von der einen
Mainseite auf die andere wechseln, hatten es schon immer schwer von den Fans
akzeptiert zu werden. Reporter Marcel Reif kündigte einst ein Mainderby mit
diesem treffenden Satz an: "Der Main, der diese beiden Städte trennt-
Offenbach und Frankfurt- wird zumindest für dieses Spiel zum breitesten Fluss
der Welt." Eine vergleichbare Rivalität gibt es in Deutschland höchstens
zwischen Schalke und Dortmund.
Aber wann fand
überhaupt die erste Begegnung zwischen diesen beiden Clubs statt? Die Eintracht
beharrt auf dem Jahr 1899 als Gründungsdatum, aber das ist nicht ganz richtig.
In jenem Jahr wurden die Stammvereine Victoria und Kickers Frankfurt gegründet,
die sich 1911 zum Frankfurter FV zusammenschlossen. Dieser fusionierte 1920 mit
der TG 1861 und Union Frankfurt zur Eintracht. Freilich hat der OFC auch
Spiele gegen die Vorläufervereine bestritten, doch auf die Eintracht traf man
erstmals im Jahr 1921 im Rahmen der Süddeutschen Meisterschaft.
1945 wurde die
Oberliga Süd als höchste Spielklasse eingeführt. In dieser Zeit wurden die
Derbys gegen die SGE immer brisanter, da beide Mannschaften nicht nur
Lokalrivalen, sondern auch häufig direkte Konkurrenten um den Einzug in die
Endrunde um die Deutsche Meisterschaft waren. In der Anfangszeit dominierte der
OFC, gewann seine Heimspiele gegen die Eintracht zumeist deutlich. Ergebnisse
wie 5:0, 6:2 und 5:2 waren an der Tagesordnung.
Das
wichtigste aller Mainderbys fand am 28. Juni 1959 im Berliner Olympiastadion
statt. Vor 75.000 Zuschauern trafen dort die beiden Erzrivalen im Endspiel um
die Deutsche Meisterschaft aufeinander. Eine zusätzliche Brisanz hatte die
Partie durch den Wechsel von Paul Oßwald. Nach zwölf Jahren bei den Kickers war
der Erfolgstrainer nach Unstimmigkeiten mit dem neuen OFC-Präsidenten Hans
Winter vor der Saison ausgerechnet auf die andere Mainseite gewechselt. Damit standen sich im Finale quasi zwei
Oßwald-Mannschaften gegenüber. Das Spiel war kaum angepfiffen, da lag der OFC
bereits zurück. Istvan Sztani nutzte nach 20 Sekunden gleich die erste Chance
zur Frankfurter Führung. Doch die Antwort der Kickers ließ nicht lange auf sich
warten: Berti Kraus konnte bereits in der 8. Minute egalisieren. Ekkehard
Feigenspann brachte die Eintracht in der 14. Minute erneut in Front, Helmut
Preisendörfer traf nach 23 Minuten im Nachschuss zum erneuten Ausgleich. Nach
dieser turbulenten Anfangsphase passierte jedoch nicht mehr viel. Am Ende der
regulären Spielzeit stand ein leistungsgerechtes 2:2. Die Verlängerung sollte
es dann aber wieder in sich haben. Zwei Minuten waren gerade einmal gespielt
als Schiedsrichter Asmussen auf Strafstoß für Eintracht Frankfurt entschied.
Heinz Lichtl soll Richard Kreß gefoult haben. Eine Szene, die auf beiden Seiten
des Mains bis heute diskutiert und natürlich unterschiedlich bewertet wird.
Feigenspan ließ sich die Gelegenheit, die Eintracht erneut in Führung zu
bringen, nicht entgehen. Als Sztani in der 108. Minute auf 4:2 erhöhte, schien
das Spiel gelaufen zu sein. Doch die aufopferungsvoll kämpfenden Kickers gaben
sich noch nicht auf und kamen zwei Minuten später durch Siggi Gast zum
Anschlusstreffer. In der Folgezeit drängte der OFC auf den erneuten Ausgleich,
doch Feigenspan sorgte mit seinem dritten Treffer eine Minute vor Schluss für
die endgültige Entscheidung. „Beide Mannschaften waren eines Meister würdig“,
sagte Reporter Rudi Michel nach dem Abpfiff.
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Spielszene
aus dem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1959 |
Als der OFC 1963 bei
der Einführung der Bundesliga übergangen wurde, wobei Eintracht-Präsident
Gramlich treibende Kraft für die Nichtberücksichtigung der Offenbacher gewesen
sein soll, musste man erstmals auf Derbys gegen die Eintracht verzichten. Erst
ab 1968 lehrten die Kickers den Adlerträgern auch in der Bundesliga das
Fürchten. Das erste Mainderby im Oberhaus gewann der der OFC am 26. Oktober
1968 auf dem Bieberer Berg mit 4:2. Das Rückspiel gewann dagegen die Eintracht
mit 3:2.
Am 5. August 1970
legten die Kickers mit einem Sieg im Frankfurter Waldstadion den Grundstein für
den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Viertelfinale des DFB-Pokals
besiegte man die klassenhöhere Eintracht, bei der Bernd Hölzenbein zum ersten
und letzten Mal als Libero agierte, durch die Tore von Winfried Schäfer, Helmut
Schmidt und Klaus Winkler mit 3:0. 24 Tage später gewann der OFC durch den
2:1-Sieg im Endspiel gegen den 1.FC Köln als erste hessische Mannschaft den
DFB-Pokal.
Von besonders
großer Brisanz war auch das Derby am 29. Mai 1971. Für beide Vereine ging es am
vorletzten Bundesliga-Spieltag gegen den Abstieg. Der OFC lag zu diesem einen
Punkt vor der Eintracht und hätte mit einem Sieg den vorzeitigen Klassenerhalt
feiern können. Am Ende jubelten jedoch die Gäste, die durch Tore von Hölzenbein
und Nickel mit 2:0 gewannen und in der Tabelle an den Kickers vorbeizogen. Es
war der erste Frankfurter Sieg auf dem Bieberer Berg seit 1954 und der einzige
Auswärtssieg der SGE in Offenbach während der gemeinsamen sieben
Bundesligajahre. Die restlichen sechs Bundesliga-Heimspiele gegen die Eintracht
konnte der OFC allesamt gewinnen. Eine Woche später fielen die Kickers durch
eine 4:2-Niederlage in Köln noch auf einen Abstiegsplatz zurück.
Nach dem direkten
Wiederaufstieg entwickelte sich vor allem Erwin Kostedde zum Eintracht-Schreck.
Beim 3:2-Sieg am 7. Oktober 1972 erzielte der Offenbacher Mittelstürmer alle
drei Tore. Zunächst brachte er den OFC in Führung, doch nach zwei Toren von
Jürgen Grabowski stand es fünf Minuten vor Schluss 1:2. Mit einem Doppelschlag
in der 85. und 89. Minute drehte Kostedde die Partie zugunsten der Kickers.
Auch beim 3:0-Sieg im Rückspiel traf Kostedde doppelt. Es war die einzige
Bundesligasaison, in der der OFC beide Spiele gegen die Eintracht gewinnen
konnte.
Am 23. Oktober 1973 war das Mainderby ein echtes
Bundesliga-Spitzenspiel. Der OFC empfing als Sechster den Tabellenführer aus
der Nachbarstadt und rückte durch einen spektakulären 5:2-Sieg selbst auf Rang
3 vor. Die in grünen Trikots spielenden Offenbacher erwischten einen Galatag
und ließen dem Rivalen von der anderen Mainseite keine Chance. Der OFC ging in
der 9. Minute durch Winfried Schäfer in Führung. Die Eintracht kam in der
Folgezeit besser ins Spiel und drängte auf den Ausgleich. In der 36. Minute traf
Hans-Joachim Andree zum 1:1. Doch nur zwei Minuten später gingen die Kickers
durch ein herrliches Tor von Semlitsch erneut in Führung. Noch vor der
Halbzeitpause erhöhte Manfred Ritschel per Foulelfmeter auf 3:1. 30 Sekunden
nach Wiederanpfiff erzielte Lothar Skala mit einem Distanzschuss das 4:1 und
sorgte damit bereits für die Vorentscheidung. In der 76. Minute köpfte Kostedde
nach einer Flanke von Siggi Held zum 5:1 ein. Sechs Minuten vor Schluss kam die
Eintracht durch Bernd Nickel noch zu ihrem zweiten Treffer. Doch das war
lediglich Ergebniskosmetik. Am Ende konnten die Kickers den höchsten
Bundesliga-Heimsieg in einem Mainderby bejubeln.
Am 19. April 1975 erzielte Manfred Ritschel mit einem sehenswerten Volleyschuss den
Offenbacher Siegtreffer zum 2:1, der zum „Tor des Monats“ gewählt wurde. Weil
OFC-Trainer Otto Rehhagel seinen Abwehrspieler Amand Theis in diesem Spiel zu
einem Foul an Bernd Hölzenbein aufgehetzt haben soll wurde er vom DFB für einen
Monat gesperrt. Im nächsten Derby, das am 6. September 1975 ausgetragen wurde,
kam es erneut zu einem Eklat. Obwohl Ritschel bereits nach sechs Minuten die
Rote Karte gesehen hatte, gewannen die Kickers erneut mit 2:1. Rehhagel warf
Schiedsrichter Walter Eschweiler vor, bestochen worden zu sein. Der OFC
reagierte auf die vom DFB gegen den Trainer ausgesprochene erneute, diesmal
achtwöchige Sperre mit der Entlassung.
Am 10. September 1983 gelang den Kickers der bislang letzte Sieg in einem
Derby gegen Eintracht Frankfurt. Im ersten Mainderby seit sieben Jahren hatte
zunächst die Eintracht mehr vom Spiel. Das erste Tor erzielten jedoch die
Kickers. In der 27. Spielminute zeigte Schiedsrichter Franz-Josef Hontheim aus
Trier nach einem Handspiel des Frankfurters Michael Sziedat auf den
Elfmeterpunkt. Uwe Bein ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und brachte
den OFC in Führung. In der 2. Halbzeit drängte die Eintracht auf den Ausgleich.
Zwei Minuten vor Schluss gelang Ralf Sievers schließlich das 1:1. Als keiner
mehr damit gerechnet hatte, köpfte Michael Kutzop im direkten Gegenzug nach
einem Eckball von Bein zum viel umjubelten 2:1-Siegtreffer ein. Das Rückspiel
verloren die Kickers auf dem schneebedeckten Rasen des Frankfurter Waldstadions
mit 3:0. Damit verdrängte die Eintracht den OFC in der Tabelle von Platz 16.
Während sich die SGE in der Relegation retten konnte stiegen die Kickers direkt
ab.
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1984:
Das letzte Mainderby in der Bundesliga |
Obwohl es von 1984
bis 2003 kein Derby zwischen den ersten Mannschaften von Kickers Offenbach und
Eintracht Frankfurt gab, hat die Rivalität zwischen den beiden Fanlagern diese
lange Durststrecke überlebt. Nach 19 langen Jahren ohne
Mainderby bescherte uns das Los im DFB-Pokal endlich wieder die „Mutter
aller Spiele“. Erstmals wurde ein Mainderby durch Elfmeterschießen entschieden,
in dem die Eintracht wieder einmal das Glück auf ihrer Seite hatte. In den
vorangegangenen 120 Minuten war zwischen dem OFC und den zwei Klassen höher
angesiedelten Frankfurtern kein Klassenunterschied zu erkennen. Michael Petry
hatte die Kickers sogar in Führung gebracht. Beim Frankfurter Ausgleichstreffer
durch Frommer konnten auch die TV-Bilder keinen
Aufschluss darüber geben, ob der Ball tatsächlich hinter der Linie gewesen ist.
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2003:
Die OFC-Fans bejubeln den Führungstreffer durch Michael Petry |
2007 und 2009 kam es
zu zwei weiteren Aufeinandertreffen im DFB-Pokal, in denen sich die SGE jeweils
deutlich mit 3:0 durchsetzen konnte.
Alle Pflichtspiel-Ergebnisse aus Sicht des OFC
Saison |
Liga |
Heim |
Auswärts |
Neutral |
1920/21 |
Süddeutsche Meisterschaft |
3:2 |
0:4 |
|
1922/23 |
Verbandspokal |
6:5 |
|
|
1923/24 |
Bezirk Main |
3:1 |
2:3 |
|
1924/25 |
Bezirk Main |
2:1 |
0:0 |
|
1925/26 |
Bezirk Main |
3:2 |
0:6 |
|
1926/27 |
Bezirk Main |
0:2 |
0:2 |
|
1927/28 |
Bezirksliga Gruppe Main |
1:3 |
0:2 |
|
1928/29 |
Bezirksliga Gruppe Main |
1:1 |
1:3 |
|
1929/30 |
Bezirksliga Gruppe Main |
1:1 |
0:3 |
|
1930/31 |
Bezirksliga Gruppe Main |
0:3 |
2:2 |
|
1931/32 |
Bezirksliga Gruppe Main |
2:5 |
0:0 |
|
1932/33 |
Bezirksliga Gruppe Main |
2:4 |
2:2 |
|
1933/34 |
Gauliga Südwest |
1:1 |
2:2 |
|
1934/35 |
Gauliga Südwest |
3:3 |
1:2 |
|
1935/36 |
Gauliga Südwest |
4:0 |
1:1 |
|
1936/37 |
Gauliga Südwest |
0:2 |
1:3 |
|
1937/38 |
Gauliga Südwest |
4:2 |
0:1 |
|
1938/39 |
Gauliga Südwest |
6:1 |
0:2 |
|
1939/40 |
Staffel Main Hessen |
0:1 |
4:1 |
|
1940/41 |
Staffel Main Hessen |
5:2 |
1:0 |
|
1941/42 |
Gauliga Hessen-Nassau |
3:2 |
6:1 |
|
1942/43 |
Gauliga Hessen-Nassau |
4:1 |
2:3 |
|
Gaupokal-Finale |
2:1 |
|
|
|
1943/44 |
Gauliga Hessen-Nassau |
10:0 |
2:3 |
|
1945/46 |
Oberliga Süd |
4:1 |
1:1 |
|
1946/47 |
Oberliga Süd |
1:1 |
1:2 |
|
1947/48 |
Oberliga Süd |
1:0 |
5:3 |
|
1948/49 |
Oberliga Süd |
5:0 |
3:1 |
|
1949/50 |
Oberliga Süd |
6:2 |
2:1 |
|
Hessenpokal-Finale |
|
4:1 |
|
|
1950/51 |
Oberliga Süd |
3:0 |
1:1 |
|
1951/52 |
Oberliga Süd |
5:2 |
2:2 |
|
Qualifikation DFB-Pokal |
2:0 |
2:2 |
|
|
1952/53 |
Oberliga Süd |
2:0 |
0:1 |
|
1953/54 |
Oberliga Süd |
2:1 |
1:2 |
|
1954/55 |
Oberliga Süd |
0:1 |
2:1 |
|
1955/56 |
Oberliga Süd |
4:0 |
0:1 |
|
1956/57 |
Oberliga Süd |
2:2 |
1:1 |
|
1957/58 |
Oberliga Süd |
1:0 |
2:3 |
|
1958/59 |
Oberliga Süd |
1:1 |
2:2 |
|
Süddeutscher Pokal |
|
1:3 |
|
|
Deutsche Meisterschaft, Endspiel in Berlin |
|
|
3:5 n.V. |
|
1959/60 |
Oberliga Süd |
2:1 |
2:3 |
|
1960/61 |
Oberliga Süd |
2:1 |
0:2 |
|
1961/62 |
Oberliga Süd |
1:0 |
4:5 |
|
1962/63 |
Oberliga Süd |
1:1 |
0:5 |
|
1968/69 |
Bundesliga |
4:2 |
2:3 |
|
1969/70 |
DFB-Pokal-Viertelfinale |
|
3:0 |
|
1970/71 |
Bundesliga |
0:2 |
0:3 |
|
1972/73 |
Bundesliga |
3:2 |
3:0 |
|
1973/74 |
Bundesliga |
5:2 |
2:2 |
|
1974/75 |
Bundesliga |
2:1 |
0:0 |
|
1975/76 |
Bundesliga |
2:1 |
0:1 |
|
1983/84 |
Bundesliga |
2:1 |
0:3 |
|
2003/04 |
DFB-Pokal, 1. Hauptrunde |
4:5 n.E. |
|
|
2006/07 |
DFB-Pokal, Viertelfinale |
0:3 |
|
|
2009/10 |
DFB-Pokal, 1. Hauptrunde |
0:3 |
|
|
Bilanz: 105 Spiele, 43 Siege, 22 Unentschieden, 40 Niederlagen
Die Spiele der Eintracht-Vorgängervereine sind in dieser Derby-Statistik nicht berücksichtigt.