Alfred Schultheis


 

* 18.02.1936

 

Alfred „Fredi“ Schultheis gehörte als linker Verteidiger zur großen Kickers-Mannschaft, die 1959 Deutscher Vizemeister wurde. Der gelernte Feintäschner brachte es zwischen 1956 und 1965 auf 207 Ligaspiele und erzielte dabei fünf Tore. Wie kaum ein anderer verkörperte er die Offenbacher Tugend, niemals aufzugeben.

 

OFC-Trainer Paul Oßwald entdeckte den großgewachsenen, kampfstarken Außenverteidiger bei der SG Nieder-Roden und holte ihn als 20-Jährigen auf den Bieberer Berg. Sein Ligadebüt gab Schultheis am 23. September 1956 beim 3:1-Auswärtssieg beim Karlsruher SC. Insgesamt brachte er es in seiner ersten Saison auf 18 Einsätze in der Oberliga Süd. Zudem wurde er in allen drei Spielen der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft eingesetzt, in der die Kickers als Gruppenzweiter hinter Titelverteidiger Borussia Dortmund jedoch den Einzug ins Finale verpassten.

 

Nachdem der langjährige linke Verteidiger Willi Magel seine Laufbahn beendet hatte, konnte sich Schultheis in der Saison 1957/58 endgültig als Stammspieler etablieren und bildete fortan mit dem ebenfalls aus Nieder-Roden stammenden linken Läufer Ernst Wade eine starke linke Seite. Schon bald stand Schultheis auch im Notizbuch von Bundestrainer Sepp Herberger, der ihn zu mehreren Länderspielen in sein vorläufiges Aufgebot berief, ihn letztlich jedoch nicht nominierte. Auf seiner Position setzte er stattdessen auf den Kölner Karl-Heinz Schnellinger.

 

Seine erfolgreichste Saison erlebte Schultheis 1958/59 als den Kickers unter Trainer Bogdan Cuvaj der Einzug in das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gelang. Finalgegner war ausgerechnet Erzrivale Eintracht Frankfurt, der seit Saisonbeginn vom früheren Offenbacher Coach Paul Oßwald trainiert wurde. In einer hochklassigen, dramatischen Partie musste sich der OFC vor 75.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion letztlich mit 3:5 n.V. geschlagen geben. An Schultheis hatte es nicht gelegen. Er machte im Finale laut eigener Aussage eines seiner besten Spiele. Seinem Gegenspieler, dem pfeilschnellen Nationalspieler Richard Kress, gelang kein Tor. Nach dem Schlusspfiff bekam Schultheis vor lauter Enttäuschung über die unglückliche Niederlage einen Weinkrampf.

 

Ein Jahr später zog Schultheis mit den Kickers letztmals in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ein, scheiterte dort allerdings bereits im Ausscheidungsspiel an Westfalia Herne. In den letzten drei Spielzeiten der Oberliga Süd kam der OFC dann nicht über die Plätze 4, 4 und 7 hinaus. Dennoch hätte man sich sportlich eigentlich für die 1963 eingeführte Bundesliga qualifiziert, doch der DFB gab dem frischgebackenen Südmeister TSV 1860 München, der in der Mehrjahreswertung deutlich hinter den Kickers lag, den Vorzug.

 

Schultheis blieb dem OFC auch in der Zweitklassigkeit treu. Als Tabellendritter der Regionalliga Süd verpassten die Kickers in der Saison 1963/64 jedoch den angestrebten Aufstieg in die Bundesliga. In der darauf folgenden Spielzeit, in der der OFC wieder nur Dritter wurde, kam Schultheis noch zu fünf Einsätzen, ehe er seine Laufbahn beendete. Am 2. September 1964 bestritt er beim 4:2-Sieg gegen den ESV Ingolstadt sein letztes Spiel im Kickers-Trikot.

 

Nach seinem Karriereende trainierte Schultheis mehrere Jugendmannschaften des OFC und entdeckte dabei Talente wie Michael Kutzop oder Dieter Müller. Später gehörte er dem Ehrenrat an und ist auch heute noch Stammgast bei den Heimspielen der Kickers.