Alfred Schultheis
* 18.02.1936 - † 05.11.2024 |
Alfred „Fredi“ Schultheis gehörte als linker Verteidiger zur großen
Kickers-Mannschaft, die 1959 Deutscher Vizemeister wurde. Der gelernte
Feintäschner brachte es zwischen 1956 und 1965 auf 207 Ligaspiele und erzielte
dabei fünf Tore. Wie kaum ein anderer verkörperte er die Offenbacher Tugend,
niemals aufzugeben.
OFC-Trainer Paul Oßwald entdeckte den großgewachsenen,
kampfstarken Außenverteidiger bei der SG Nieder-Roden und holte ihn als
20-Jährigen auf den Bieberer Berg. Sein Ligadebüt gab Schultheis am 23.
September 1956 beim 3:1-Auswärtssieg beim Karlsruher SC. Insgesamt brachte er
es in seiner ersten Saison auf 18 Einsätze in der Oberliga Süd. Zudem wurde er
in allen drei Spielen der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft eingesetzt, in
der die Kickers als Gruppenzweiter hinter Titelverteidiger Borussia Dortmund jedoch
den Einzug ins Finale verpassten.
Nachdem der langjährige linke Verteidiger Willi Magel seine
Laufbahn beendet hatte, konnte sich Schultheis in der Saison 1957/58 endgültig
als Stammspieler etablieren und bildete fortan mit dem ebenfalls aus Nieder-Roden
stammenden linken Läufer Ernst Wade eine starke linke Seite. Schon bald stand
Schultheis auch im Notizbuch von Bundestrainer Sepp Herberger, der ihn zu
mehreren Länderspielen in sein vorläufiges Aufgebot berief, ihn letztlich
jedoch nicht nominierte. Auf seiner Position setzte er stattdessen auf den
Kölner Karl-Heinz Schnellinger.
Seine erfolgreichste Saison erlebte Schultheis 1958/59 als
den Kickers unter Trainer Bogdan Cuvaj der Einzug in das Endspiel um die
Deutsche Meisterschaft gelang. Finalgegner war ausgerechnet Erzrivale Eintracht
Frankfurt, der seit Saisonbeginn vom früheren Offenbacher Coach Paul Oßwald
trainiert wurde. In einer hochklassigen, dramatischen Partie musste sich der
OFC vor 75.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion letztlich mit 3:5 n.V.
geschlagen geben. An Schultheis hatte es nicht gelegen. Er machte im Finale
laut eigener Aussage eines seiner besten Spiele. Seinem Gegenspieler, dem
pfeilschnellen Nationalspieler Richard Kress, gelang kein Tor. Nach dem
Schlusspfiff bekam Schultheis vor lauter Enttäuschung über die unglückliche
Niederlage einen Weinkrampf.
Ein Jahr später zog Schultheis mit den Kickers letztmals in
die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ein, scheiterte dort allerdings bereits
im Ausscheidungsspiel an Westfalia Herne. In den letzten drei Spielzeiten der
Oberliga Süd kam der OFC dann nicht über die Plätze 4, 4 und 7 hinaus. Dennoch
hätte man sich sportlich eigentlich für die 1963 eingeführte Bundesliga
qualifiziert, doch der DFB gab dem frischgebackenen Südmeister TSV 1860
München, der in der Mehrjahreswertung deutlich hinter den Kickers lag, den
Vorzug.
Schultheis blieb dem OFC auch in der Zweitklassigkeit treu.
Als Tabellendritter der Regionalliga Süd verpassten die Kickers in der Saison
1963/64 jedoch den angestrebten Aufstieg in die Bundesliga. In der darauf
folgenden Spielzeit, in der der OFC wieder nur Dritter wurde, kam Schultheis
noch zu fünf Einsätzen, ehe er seine Laufbahn beendete. Am 2. September 1964
bestritt er beim 4:2-Sieg gegen den ESV Ingolstadt sein letztes Spiel im
Kickers-Trikot.
Nach seinem Karriereende trainierte Schultheis mehrere
Jugendmannschaften des OFC und entdeckte dabei Talente wie Michael Kutzop oder
Dieter Müller. Später gehörte er dem Ehrenrat an und war bis zuletzt Stammgast
bei den Heimspielen der Kickers.