Helmut Sattler
* 25.08.1934 - † 13.06.2020 |
Die Geschichte der Offenbacher Kickers hätte womöglich einen ganz
anderen Verlauf genommen, wenn Helmut „Scheppe“ Sattler im Endspiel um die
Deutsche Meisterschaft 1959 hätte mitwirken dürfen. Viele sind noch heute davon
überzeugt, dass der OFC das Finale gewonnen hätte, wenn der Mittelläufer nicht
aufgrund einer Sperre gefehlt hätte. Als Deutscher Meister hätte der DFB die
Kickers bei der Gründung der Bundesliga vier Jahre später wohl kaum übergehen
können.
Der gelernte Feintäschner war 1954 von Teutonia Hausen an den
Bieberer Berg gewechselt und kam am 20. Februar 1955 beim 3:0-Sieg gegen Hessen
Kassel zu seinem Debüt in der 1. Mannschaft. Dies war zugleich sein einziger
Einsatz in dieser Oberliga-Saison, in der die Kickers Süddeutscher Meister
wurden. In der Endrunde um die deutsche Meisterschaft lief Sattler in vier
Partien als Verteidiger auf. Für den OFC war nach der Gruppenphase jedoch
Endstation.
In der darauffolgenden Saison konnte sich Sattler auf der
Position des linken Verteidigers etablieren und bestritt alle 30 Spiele. 1957
erreichte er mit den Kickers erneut die Endrunde um die deutsche Meisterschaft.
Siege gegen Hertha BSC Berlin und den 1.FC Kaiserslautern reichten in der
Gruppe allerdings nur für Platz 2 hinter
dem späteren Deutschen Meister Borussia Dortmund.
Zwei Jahre später gelang dem OFC schließlich der zweite
Einzug in ein Finale um die Deutsche Meisterschaft. Der entscheidende Schritt
wurde im vorletzten Gruppenspiel gegen Tasmania Berlin gemacht, in dem der seit
dieser Saison als Mittelläufer agierende Sattler in der 43. Minute nach einem
Tackling des Feldes verwiesen wurde. Die Kickers gewannen das Spiel aber auch
zu zehnt, erzielten in den letzten drei Minuten drei Tore und machten so aus
einem 0:2-Rückstand noch einen 3:2-Sieg. Damit war der OFC vorzeitig für das
Endspiel qualifiziert. Sattler wurde für seinen Platzverweis für zwei Spiele
gesperrt. Somit fehlte er nicht nur im bedeutungslos gewordenen letzten
Gruppenspiel beim Hamburger SV, sondern auch im Finale gegen Eintracht
Frankfurt. Alle Gnadengesuche seitens der Kickers, die Sperre zu verkürzen,
wurden abgelehnt. So musste Sattler von der Tribüne aus mitansehen wie eine von
Trainer Bogdan Cuvaj auf mehreren Positionen umgestellte Offenbacher Mannschaft
mit 3:5 n.V. den Kürzeren zog. Hätte es nach 120 Minuten unentschieden
gestanden, wäre der Abwehrchef im dann fälligen Wiederholungsspiel übrigens
wieder spielberechtigt gewesen.
1960 qualifizierte sich Sattler mit dem OFC zum vierten und
letzten Mal für die Meisterschaftsendrunde. Diesmal war allerdings schon im
ersten Spiel gegen Westfalia Herne Endstation.
Auch nach der Nichtberücksichtigung bei Einführung der
Bundesliga im Jahr 1963 blieb Sattler den Kickers treu und spielte noch zwei
Saisons in der zweitklassigen Regionalliga Süd.
Der anvisierte Aufstieg in die Bundesliga wurde mit zwei 3. Plätzen
jedoch zweimal knapp verpasst. Sein einziges Tor in insgesamt 282 Ligaspielen
für den OFC gelang ihm am 12. April 1964 beim 5:0-Heimsieg gegen den BC
Augsburg. 1965 wechselte Sattler nach elf Jahren im Kickers-Trikot als
Spielertrainer zur SG Arheiligen. Später trainierte er u.a. den FC Hanau 93, FV
Sprendlingen 06 und die SpVgg. Neu-Isenburg.