Oliver Reck
* 27.02.1965 |
Als sich das neu gewählte Präsidium um Helmut Spahn im Januar
2016 wegen unterschiedlicher Auffassungen über die künftige Ausrichtung des OFC
mit Trainer Rico Schmitt nicht auf eine Verlängerung des zum Saisonende
auslaufenden Vertrags einigen konnte, trennte man sich mit sofortiger Wirkung.
Als Nachfolger verpflichteten die Kickers mit dem früheren Nationaltorhüter
Oliver Reck einen bekannten Namen. Weil Schmitt bei einem Großteil der Fans
sehr beliebt gewesen ist, wurde Reck trotz seiner Offenbacher Vergangenheit von
Anfang an äußerst kritisch beäugt.
Die Kickers hatten zu diesem Zeitpunkt bereits neun Punkte
Rückstand auf Platz 2 und somit nur noch minimale Aufstiegschancen. Reck führte
die Kickers zwar zwischenzeitlich noch einmal bis auf vier Punkte heran, eine
0:4-Heimpleite im vorentscheidenden Spiel gegen Waldhof Mannheim bedeutete
jedoch das Ende aller Aufstiegsträume. Der OFC landete am Ende nur auf Platz 4.
Die Saison 2016/17 stand von Anfang unter schwierigen
Vorzeichen, weil den Kickers aufgrund eines Ende Mai 2016 gestellten und später
wieder zurückgezogenen Insolvenzantrag neun Punkte abgezogen wurden. Reck hat
sich trotz aller negativen Begleitumstände und eines reduzierten Spieleretats
nie beklagt und eine Mannschaft zusammengestellt, die vom 1. Spieltag an
wettbewerbsfähig war und dem Druck des Abstiegskampfes letzten Endes
standgehalten hat. Rein sportlich betrachtet holte der OFC 53 Punkte, wäre
damit auf dem 6. Platz gelandet und hätte sich ohne Punktabzug zu keinem Zeitpunkt
in den unteren Tabellenregionen befunden.
In der darauffolgenden Saison lautete die Zielsetzung
zunächst oben mitspielen zu wollen. Die Kickers erwischten einen tollen Start, hatten
als Tabellenführer zwischenzeitlich zehn Punkte Vorsprung auf Platz 3. Dabei
profitierte Reck von der Eingespieltheit seiner Mannschaft, während die in den
Aufstiegsspielen zur 3. Liga gescheiterten Teams aus Elversberg und Mannheim
nach einem Umbruch schwach aus den Startlöchern kamen. Während die Saarländer
zu keinem Zeitpunkt der Saison ein Faktor im Aufstiegsrennen waren, fing sich
der Waldhof nach einem Trainerwechsel wieder. Im ersten Spiel unter
Interimstrainer Michael Fink gab es gleich einen Sieg gegen den OFC. Für
Mannheim war dies das Startsignal zur Aufholjagd. In der Folge profitierten sie
davon, dass sich nun die Kickers einige Ausrutscher leisteten. Dennoch
überwinterte der OFC noch als Tabellenzweiter. Präsident Helmut Spahn korrigierte
das anfängliche Saisonziel nach oben, sprach nun offen vom Aufstieg und erhöhte
damit den Druck. Reck wurde damit quasi Opfer seines eigenen Erfolges und der
gestiegenen Erwartungshaltung im Umfeld. Die für das Trainingslager geplanten
Gespräche über eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrags
wurden immer weiter nach hinter verschoben, da man- alarmiert durch die
Schwächeperiode im Herbst- erst die sportliche Entwicklung abwarten wollte. Mit
dem Verpassen der Relegation war dann klar, dass sich die Wege im Sommer 2018
trennen würden. Dabei hat Reck die ursprüngliche Vorgabe erfüllt: Seine
Mannschaft spielte bis kurz vor Schluss um die Aufstiegsplätze mit. Vor
Saisonbeginn wäre Platz 3 wohl von den meisten als Erfolg bewertet worden. Nach
diesem Saisonverlauf überwog jedoch die Enttäuschung.
Dass Reck nicht länger Trainer in Offenbach geblieben ist,
hatte zum Teil sicher auch mit seiner Außendarstellung zu tun. Mit seiner
dünnhäutigen Art- vor allem im Umgang mit der Presse- hat er sich nicht viele
Freunde gemacht. Auch sein Hang dazu, keine Kritik zuzulassen und die
Leistungen seiner Mannschaft schönzureden, kam nicht bei allen gut an. Dass
Reck vor dem vorentscheidenden Spitzenspiel gegen Mannheim nicht von einem
Endspiel sprechen wollte, war für manche befremdlich. Vielleicht wollte er
damit den Druck von sich und den Spielern fernhalten, viele hätten sich jedoch
ein selbstbewussteres Auftreten gewünscht. Ein „Wir wollen aufsteigen!“ hörte
man von ihm nie. Stattdessen sagte er fast vor jedem Spiel, dass man den Gegner
ärgern und es ihm so schwer wie möglich machen wolle, was eher so klang als
wäre man als Tabellenzweiter nicht der Favorit, sondern befände sich in der
Rolle des Außenseiters.
In den letzten Monaten seiner Amtszeit mehrten sich die
Anzeichen, dass das Vertrauensverhältnis zwischen den Verantwortlichen und dem
Chefcoach schon seit längerem nicht mehr intakt gewesen ist. Deshalb war die
Trennung wohl unausweichlich. Immerhin durfte Reck sein Vertragsende erleben.
Das hatte es bei den Kickers seit zehn Jahren nicht mehr gegeben.
Bilanz als OFC-Trainer (nur Ligaspiele)
Spiele |
Siege |
Remis |
Niederlagen |
Punkte |
Schnitt |
87 |
43 |
20 |
24 |
149 |
1,71 |
Weitere Trainerstationen Recks:
FC Schalke 04, MSV Duisburg, Fortuna Düsseldorf, SSV Jeddeloh
II, Rot-Weiss Koblenz