Sead Ramovic
* 14.03.1979 |
Der
gebürtige Stuttgarter mit bosnischen Wurzeln durchlief die Jugendabteilung der Stuttgarter
Kickers, für die er am 23. Oktober 1999 gegen Borussia Mönchengladbach sein
erstes Zweitligaspiel absolvierte. In der Rückrunde der Saison 1999/2000
avancierte Ramovic zur Nummer 1. Mit den blauen Kickers hatte er am 23. April
2000 auch seinen ersten Auftritt auf dem Bieberer Berg. Die Stuttgarter
gewannen das „Sechs-Punkte-Spiel“ im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Liga
beim OFC mit 4:0. Am Saisonende stiegen die roten Kickers ab, die blauen
folgten ihnen ein Jahr später.
Ramovic
schloss sich daraufhin dem VfL Wolfsburg an und gab am 30. März 2002 beim
Auswärtsspiel in Nürnberg sein Bundesligadebüt. In drei Jahren brachte er es
bei den Wölfen auf insgesamt 15 Einsätze, kam aber weder an Claus Reitmaier,
noch an Simon Jentzsch vorbei. Im Sommer 2004 wechselte Ramovic innerhalb der
Bundesliga zu Borussia Mönchengladbach, wo er zunächst hinter Darius Kampa die
Nummer 2 war. Im Winter wurde beiden der US-amerikanische Nationaltorwart Kasey
Keller vor die Nase gesetzt. Da er am Niederrhein keine Perspektive mehr hatte,
wurde er für die Saison 2005/06 an den Zweitligaaufsteiger Kickers Offenbach
ausgeliehen. Weil Aufstiegstorhüter Cesar Thier wegen eines Knorpelschadens für
mehrere Monate ausfiel, war der OFC gezwungen, im Tor noch einmal nachzulegen
und präsentierte pünktlich zum Trainingsauftakt mit Sead Ramovic einen neuen
Torwart.
Die
Kickers erwischten mit drei Siegen aus den ersten vier Punktspielen einen guten
Start und auch Ramovic wusste mit starken Leistungen zu überzeugen. Vor allem
beim 3:1-Sieg im DFB-Pokalspiel gegen den Erstligisten 1.FC Köln wuchs der Mann
mit der Rückennummer 13 über sich hinaus und rettete gleich zweimal in
Eins-Gegen-Eins-Situationen gegen den alleine auf ihn zu stürmenden Markus
Feulner. Auch beim 1:0-Auswärtssieg am Aachener Tivoli zeigte er sich in
Topform, brachte aber mit Schauspieleinlagen und übertriebenem Zeitspiel die
Alemannia-Fans gegen sich auf. Seine provokante und aggressive Spielweise war
auch Trainer Hans-Jürgen Boysen ein Dorn im Auge, der Ramovic für seine
wiederholten Undiszipliniertheiten kritisierte. Parallel zur Entwicklung der
gesamten Mannschaft zeigte gegen Ende der Vorrunde auch Ramovics Leistungskurve
nach unten. Seine Patzer gegen Karlsruhe, Unterhaching und Saarbrücken waren
spielentscheidend.
Vollkommen
unschuldig war er allerdings an seinem Platzverweis im Pokal-Viertelfinalspiel
bei Hansa Rostock am 21. Dezember 2005. Kevin Hansen hatte im Elfmeterschießen gerade den ersten Elfmeter
für Hansa verwandelt, als Ramovic den Ball aus dem Netz holen wollte. Plötzlich
kam ihm sein Rostocker Pendant Mathias Schober in die Quere. Als sich beide
Torhüter Stirn an Stirn gegenüber standen, ließ sich Schober zu einem Kopfstoß
hinreißen. Daraufhin ging nicht nur der getroffene Ramovic zu Boden, auch Schober
ließ sich theatralisch fallen. Schiedsrichter Manuel Gräfe stellte jedoch nicht
Schober (er bekam nur Gelb), sondern Ramovic vom Platz. Später sprach er von
einem Wahrnehmungsfehler. Da die Kickers nun ohne Torwart dastanden, musste mit
Stephan Sieger ein Feldspieler ins Tor. Der OFC entschied das Elfmeterschießen
aber dennoch für sich.
Einen Monat später kam es im Punktspiel auf dem
Bieberer Berg zum Wiedersehen zwischen Ramovic und Schober. Ramovic leistete
sich in diesem Spiel den Fauxpas, den Ball nach einem Kopfball des Rostocker
Stürmers Enrico Kern erst hinter der Torlinie zu fangen. Nach der
1:3-Niederlage wurde Trainer Boysen gefeuert. Unter seinem Nachfolger Wolfgang
Frank stand Ramovic nur noch zweimal im Tor, ehe dieser im Auswärtsspiel bei
1860 München überraschend dem wieder genesenen Cesar Thier den Vorzug gab. Der
Brasilianer verlieh der Abwehr wieder die nötige Sicherheit. Das 1:1 in der
Allianz Arena sollte zum Wendepunkt im Abstiegskampf werden. Während ihrer Aufholjagd verloren die
Kickers von 13 Spielen nur ein einziges. Es war das 2:4 gegen Aachen, bei dem
Ramovic kurzfristig für Thier einspringen musste, da dieser mit einem
Hexenschuss ausfiel. Es war Ramovics letzter Auftritt im OFC-Trikot. Seine
Degradierung zur Nummer 2 konnte der Bosnier scheinbar nicht verkraften, setzte
sich nur noch bei den Heimspielen auf die Bank, während er auswärts wegen
angeblicher Erkrankungen lieber zu Hause blieb. Für die letzten sechs
Saisonspiele wurde Ramovic infolge seiner Eskapaden schließlich ganz aus dem
Kader gestrichen. Eine Weiterverpflichtung des ausgeliehenen Keepers, der
insgesamt 21 Mal das Offenbacher Tor hütete, war spätestens dann kein Thema
mehr.
Im
Sommer 2006 wechselte Ramovic zum norwegischen Erstligisten Tromsø IL, mit dem
er 2009 am UEFA-Cup teilnahm. In der Saison 2010/11 spielte er zunächst beim
türkischen Erstligisten Sivasspor, dann bei Metalurg Saporischschja in der
Ukraine. Nach einem kurzen Abstecher zum FK Novi Pazar in Serbien, kehrte
Ramovic im November
2011 nach Norwegen zurück, wo er bei Lillestrøm SK zwischen den
Pfosten stand. Weitere Stationen des Wandervogels waren Vendsyssel FF in
Dänemark und Strömsgodset in Norwegen.