Bieberer Berg

Oberliga Süd 1945-63

Geschichte

Am 18. Mai 1945- nur 10 Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges- wurde in Stuttgart die Oberliga Süd aus der Taufe gehoben. Die ersten Spiele fanden am 4. November 1945 statt. Damit war die Oberliga Süd die erste deutsche Fußball-Oberliga nach Kriegsende. Der große, weite Süden war zwischen 1945 und 1963 eine Klasse für sich. In der sportlichen Bilanz dieser Jahre ließ man den Westen knapp, den Norden und Südwesten deutlich, Berlin sowieso hinter sich. Sechs Deutsche Meister, elf Endspielteilnehmer, sechs DFB-Pokalsieger brachte die Oberliga Süd hervor.

Die 18 Jahre Oberliga Süd sind Legenden von Toni Turek, Gerd Kaufhold, Max Morlock und seinen Clubberern aus Nürnberg, von den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft mit der unvergessenen "Hitzeschlacht" anno 1949 im Stuttgarter Neckarstadion mit dem Überraschungsmeister VfR Mannheim oder dem legendären 59er-Endspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach. Es ist die Geschichte von unvergessenen Plätzen und Stadien: dem Bieberer Berg und dem Zabo, dem Ronhof und Mannheims Platz an den Brauereien, dem Bornheimer Hang und dem Stadion an der Grünwalder Straße.

Mit der Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/64 war diese goldene Ära des deutschen Fußballs beendet. Für etliche Clubs der Oberliga Süd bedeutete dieser Schritt den Sturz in die Zweitklassigkeit. Fünf Plätze wurden dem Süden in der Bundesliga zugestanden. Im Januar 1963 vergab der Bundesliga-Ausschuss des DFB die ersten beiden Plätze an den 1.FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt. Am 11. Mai 1963 wurden die übrigen drei Bundesligisten aus dem Süden benannt: Der Karlsruher SC, VfB Stuttgart und der frischgebackene Südmeister 1860 München. Außen vor blieb Offenbach, eine skandalöse Entscheidung, womöglich auch mit Rücksicht auf Nachbar Eintracht Frankfurt getroffen. Die Nuber-Elf vom Bieberer Berg hatte im Bewertungszeitraum 1951-63 die Ränge 3, 6, 3, 1, 4, 2, 5, 2, 2, 4, 4, 7 belegt: "Es ist nicht einzusehen, warum der OFC nicht schon als einer der beiden ersten Südclubs benannt wurde", hatte schon frühzeitig der "Kicker" gemahnt, und später hinzugefügt: "Es gibt überhaupt keinen Schlüssel, der Offenbach die Bundesliga versperrt, ob nun nach zwölf, zehn oder fünf Jahren gerechnet wird." Tatsächlich bewies auch der später vom DFB bekanntgegebene "amtliche Schlüssel" die Ungerechtigkeit: Nach einem komplizierten Verfahren, das u.a. die Spielzeiten 1951-55 mit einfachen Platzziffern, 1955-59 doppelt und 1959-63 dreifach bewertete, sah die Rangfolge im Süden so aus: 1. Nürnberg mit 447 Punkten, 2. Frankfurt 420, 3. KSC 419, 4. VfB Stuttgart 408, 5. Offenbach 382- der FC Bayern München kam auf 288, 1860 nur auf 229 Zähler. Dass der Südmeister 1963, und das war 1860 ja nun, automatisch qualifiziert wäre, davon war vorher nie die Rede gewesen. Ebenso traf es Alemannia Aachen im Westen, wurden ihnen doch als Viertem der Punktwertung noch Meiderich und Münster vorgezogen. Im Norden hatte man zuungunsten von Osnabrück für Braunschweig entschieden, wobei auch Hannover 96, der FC St. Pauli und Holstein Kiel in der DFB-Wertung noch besser lagen. Die Stimmen, die 18 oder 20 Clubs für die Bundesliga verlangten, mehrten sich, stießen aber beim DFB-Beirat auf taube Ohren.

Ewige Tabelle
Pl.	Verein	Sp.	G	U	V	Tore	Punkte
1.	1.FC Nürnberg	560	321	97	142	1348: 754	739:381
2.	Kickers Offenbach	560	279	126	155	1236: 848	684:436
3.	VfB Stuttgart	560	272	117	171	1165: 824	661:459
4.	Eintracht Frankfurt	560	265	131	164	1117: 809	661:459
5.	FC Bayern München	530	227	104	199	1060: 922	554:506
6.	VfR Mannheim	560	216	114	230	1022:1066	546:574
7.	SpVgg. Fürth	530	205	118	207	920: 899	528:532
8.	1.FC Schweinfurt 05	560	202	120	238	854: 953	524:596
9.	TSV 1860 München	470	204	99	167	908: 815	507:433
10.	FSV Frankfurt	530	188	130	212	812: 907	506:554
11.	Karlsruher SC	330	168	65	97	727: 524	401:259
12.	SV Waldhof Mannheim	380	140	89	151	646: 704	369:391
13.	Stuttgarter Kickers	406	142	76	188	774: 795	360:452
14.	BC Augsburg	432	138	77	217	737: 983	353:511
15.	TSV Schwaben Augsburg	380	134	79	167	600: 711	347:413
16.	Viktoria Aschaffenburg	316	99	66	151	504: 720	264:368
17.	SSV Reutlingen	274	97	49	128	470: 598	243:305
18.	TSG Ulm 1846	256	78	56	122	390: 508	212:300
19.	VfB Mühlburg	162	65	36	61	309: 248	166:158
20.	Jahn Regensburg	210	63	38	109	281: 509	164:256
21.	VfL Neckarau	140	44	23	73	242: 344	111:169
22.	FC Bayern Hof	120	40	25	55	181: 262	105:135
23.	KSV Hessen Kassel	90	24	22	44	140: 198	70:110
24.	Phönix Karlsruhe	68	15	12	41	100: 185	42: 94
25.	Karlsruher FV	68	13	14	41	81: 196	40: 96
26.	1.FC Bamberg	38	12	4	22	44: 75	28: 48
27.	SV Darmstadt 98	34	9	7	18	54: 86	25: 43
28.	FC Singen 04	34	9	4	21	56: 112	22: 46
29.	SG Rot-Weiss Frankfurt	38	9	4	25	50: 99	22: 54
30.	FC Wacker München	38	7	7	24	41: 89	21: 55
31.	Freiburger FC	30	6	8	16	43: 66	20: 40
32.	FC Rödelheim	30	7	3	20	40: 73	17: 43
33.	Sportfreunde Stuttgart	38	4	6	28	30: 100	14: 62

Hinweis: Die Abschlussränge des OFC in den einzelnen Saisons sowie Statistiken der Spiele findet ihr im Saisonarchiv.

Oberliga-Rekordspieler
Pl.	Name	Verein(e)	Sp.
1.	Max Morlock	1.FC Nürnberg	451
2.	Gerhard Kaufhold	Kickers Offenbach	396
3.	Robert Schlienz	VfB Stuttgart	391
4.	Ludwig Merz	1.FC Schweinfurt 05	384
5.	Adolf Bechtold	Eintracht Frankfurt	373
6.	Herbert Erhardt	Fürth/ Bayern München	363
7.	Erich Retter	VfB Stuttgart	354
8.	Rolf Blessing	VfB Stuttgart	348
9.	Richard Gottinger	SpVgg. Fürth	347
10.	Willi Keim	Kickers Offenbach	338

Oberliga-Torjäger
Pl.	Name	Verein(e)	Tore
1.	Max Morlock	1.FC Nürnberg	286
2.	Horst Schade	Fürth/ Nürnberg	156
3.	Uli Biesinger	BC Augsburg/ Reutlingen	149
4.	Helmut Preisendörfer	Kickers Offenbach	148
5.	Robert Schlienz	VfB Stuttgart	143
6.	Ernst Kunkel	Mühlburg/ Karlsruher SC	139
7.	Ernst-Otto Meyer	VfR Mannheim	134
8.	Rolf Blessing	VfB Stuttgart	125
9.	Siegfried Kronenbitter	Stuttgarter Kickers/ Ulm	121
9.	Rudolf de la Vigne	VfR Mannheim	121
11.	Paul Lipponer	SV Waldhof Mannheim	115
12.	Heinz Beck	Karlsruher SC	114
12.	Alfred Pfaff	Rödelheim/ E. Frankfurt	114
14.	Gerhard Kaufhold	Kickers Offenbach	112
14.	Georg Platzer	BC Augsburg	112
16.	Hermann Nuber	Kickers Offenbach	102
16.	Ernst Langlotz	VfR Mannheim	102
18.	Engelbert Kraus	Kickers Offenbach	101
18.	Konrad Winterstein	Nürnberg/ Regensburg	101
20.	Richard Herrmann	FSV Frankfurt	100

Alle Angaben stammen aus dem Buch "Als Morlock noch den Mondschein traf" (Herausgeber Werner Skrentny, erschienen im Klartext-Verlag, ISBN 3-88474-055-5), das in keiner Fußballsammlung fehlen sollte.