Emmanuel Nwanegbo
* 08.01.1967 - † 30.08.1997 |
Emmanuel
Nwanegbo stürmte in der Saison 1994/95 für die Kickers. Zwei Jahre nach seinem
Weggang aus Offenbach sorgte sein plötzlicher und unerwarteter Tod auf dem
Fußballplatz bundesweit für Betroffenheit.
Der
Nigerianer kam im Sommer 1994 von Stabe Abidjan (Elfenbeinküste) nach
Deutschland und schloss sich dem OFC an. Nachdem die Kickers in den letzten
beiden Jahren in der Oberliga Hessen die Plätze 1 und 2 belegt hatten und zudem
im Wettbewerb um die Deutsche Amateurmeisterschaft ins Finale gekommen waren,
sah man sich gewappnet, um in der neu eingeführten dritthöchsten Spielklasse,
der Regionalliga Süd, eine gute Rolle zu spielen. Nwanegbo war neben Miro
Stipic der einzige nennenswerte Neuzugang jenes Sommers. Ansonsten vertraute
man dem vorhandenen Spielermaterial. Doch die Regionalligatabelle sollte
schnell das unterschiedliche Niveau der drei Oberligen, aus denen die neue Liga
entstanden war, widerspiegeln. Oben standen die bayerischen Teams, in der Mitte
die Mannschaften aus Baden-Württemberg, während sich alle sechs hessischen
Vereine am Tabellenende wieder fanden. So mussten sich auch die Kickers völlig
unerwartet auf Abstiegskampf einstellen. Mit Lothar Buchmann, Valentin Herr und
Wilfried Kohls erlebte Nwanegbo in dieser Saison drei Trainer.
Beim 3:1-Sieg gegen den Zweitligisten Hertha BSC
Berlin erzielte „Emma“ in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals sein erstes
Pflichtspieltor für die Kickers. In der Liga kam der technisch beschlagene
Angreifer zu 21 Einsätzen. Dabei wurde er zweimal vom Platz gestellt. Die Rote
Karte im Heimspiel gegen Ludwigsburg (2:0) war jedoch eine glatte
Fehlentscheidung, die der unterirdischen Leistung der Schiedsrichterin Gertrud
Regus geschuldet war. Bei der 0:2-Heimniederlage gegen Unterhaching sah
Nwanegbo die Gelb-Rote Karte.
Auf
sein erstes Regionalligator mussten die OFC-Fans bis zum 33. Spieltag warten.
Im letzten Heimspiel der Saison traf Nwanegbo gegen den FC Augsburg in der 90.
Minute zum 4:0-Endstand. Trotz des Sieges war nach diesem Spiel der Abstieg
besiegelt. Beim nunmehr bedeutungslosen 2:0 beim SV Lohhof, dem ersten und
einzigen Auswärtssieg der Saison, gelang Nwanegbo am letzten Spieltag sein
zweiter Saisontreffer.
Nach dem Abstieg des OFC wechselte Nwanegbo zum SSV
Reutlingen, für den er in 70 Regionalligaspielen zehn Tore erzielte. Am 1.
August 1997 kehrte er noch einmal auf den Bieberer Berg zurück, wo er am 1.
Spieltag mit Reutlingen bei den gerade wieder in die Regionalliga Süd
aufgestiegenen Kickers gastierte. Damals ahnte noch keiner, dass Nwanegbo nur
29 Tage später nicht mehr am Leben sein sollte. Im Heimspiel des SSV Reutlingen
gegen Weismain brach er in der 4. Spielminute ohne Einwirkung eines
Gegenspielers plötzlich zusammen und erlitt einen Herz- und
Kreislaufstillstand. Alle Wiederbelebungsversuche brachten keinen Erfolg. Im
Krankenhaus wurde wenig später sein Tod festgestellt. Das Spiel wurde
verständlicher Weise nicht wieder angepfiffen. Bei der Obduktion stellte sich
heraus, dass sein Herz erheblich vorgeschädigt war. Bei den regelmäßig
durchgeführten sportärztlichen Untersuchungen war dies nie aufgefallen. Laut
Trainer Martin Hägele hatte Nwanegbo sogar die besten Leistungswerte aller
SSV-Spieler. Der 30-Jährige hinterließ seine Frau Carol und zwei kleine Kinder.
Zu Gunsten seiner Familie fanden mehrere Benefizspiele statt. Reutlingen
spielte gegen den benachbarten Bundesligisten VfB Stuttgart, bei dem zu dieser
Zeit Nwanegbos Freund und Landsmann Jonathan Akpoborie aktiv war. Der OFC
bestritt auf dem Bieberer Berg ein Benefizspiel gegen eine Offenbacher Kreisauswahl.