Hermann Nuber
* 10.10.1935 - † 12.12.2022 |
Sicher gab es in der langen Vereinsgeschichte des OFC den
einen oder anderen Fußballer, der talentierter war als Hermann Nuber. Es steht jedoch
außer Frage, dass kein anderer Spieler, der jemals das Kickers-Trikot getragen
hat, diesen Verein mehr verkörpert hat als der „Eiserne Hermann“. Was Fritz
Walter für den 1. FC Kaiserslautern und Uwe Seeler für den Hamburger SV sind,
ist Nuber für den OFC. Der Ehrenspielführer der Kickers verbrachte seine
gesamte Karriere in Offenbach. Als unermüdlicher Antreiber und Kämpfer, der
weder sich noch den Gegner schonte, bestritt Nuber zwischen 1953 und 1971
insgesamt 408 Ligaspiele, in denen er 164 Tore erzielte. Trotz seiner großen
Popularität ist der Metzgermeister immer bodenständig und bescheiden geblieben.
Der spätere Offenbacher Abwehrchef, der von 1946 an sämtliche
Schüler- und Jugendmannschaften des OFC durchlaufen hatte, begann seine
Laufbahn als Halbstürmer. Am 1. Februar 1953 gab Nuber mit 17 Jahren im
DFB-Pokalspiel gegen Wormatia Worms sein Debüt in der 1. Mannschaft. Trainer
Paul Oßwald baute sein Talent behutsam auf, setzte ihn erst im Mai 1955 in der
Endrunde um die Deutsche Meisterschaft wieder ein. In der Saison 1955/56 kam
Nuber schließlich zu seinen ersten Einsätzen in der Oberliga Süd. In den
kommenden Jahren avancierte der torgefährliche Halbstürmer zu einem Kandidaten
für die Nationalmannschaft. Ein A-Länderspiel war ihm jedoch nicht vergönnt.
Bundestrainer Sepp Herberger berief ihn zwar 1958 in das 22-köpfige Aufgebot
für die WM in Schweden, doch anders als heutzutage üblich fuhr damals nicht der
komplette Kader zum Turnier. Nuber gehörte zu den vier Spielern, die auf Abruf
zu Hause bleiben mussten.
Nubers größter Erfolg mit den Kickers war der Einzug in das
Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1959. Auf dem Weg dorthin war er
maßgeblich an der legendären Aufholjagd beim 3:2 gegen Tasmania Berlin
beteiligt. Bis zur 86. Minute hatte der OFC noch mit 0:2 zurückgelegen, ehe
Nuber in der 87. Minute der Anschlusstreffer gelang. Dank der Tore von Berti
Kraus (88.) und Helmut Preisendörfer (89.) konnten die Kickers das Spiel in den
Schlussminuten noch drehen und sicherten sich mit diesem Sieg den Einzug ins
Finale. Dort traf man ausgerechnet auf den von Paul Oßwald trainierten
Erzrivalen Eintracht Frankfurt. Der langjährige Offenbacher Erfolgscoach hatte
erst zu Saisonbeginn die Mainseite gewechselt. Vor 75.000 Zuschauern im
Berliner Olympiastadion musste sich der OFC nach großen Kampf mit 3:5 n.V.
geschlagen geben.
Nur
vier Jahre nach dem Gewinn der deutschen Vize-Meisterschaft wurde den Kickers
ein Platz in der neugegründeten Bundesliga verwehrt. Nuber blieb seinem Verein
auch in der zweitklassigen Regionalliga Süd treu und übernahm nach dem
Karriereende von Gerd Kaufhold 1964 die Kapitänsbinde. Auch wenn er
mittlerweile in der Abwehr spielte, ging Nuber immer wieder mit nach vorne,
wenn die Kickers kurz vor Schluss zurücklagen. Auf diese Weise konnte noch so
manche bereits verloren geglaubte Partie gedreht werden, denn der
Kopfballspezialist hatte nichts von seiner Torgefährlichkeit eingebüßt.
Nach
etlichen vergeblichen Anläufen gelang am
19. Juni 1968 endlich der Sprung in die Bundesliga. Am vorletzten Spieltag der
Aufstiegsrunde besiegte der OFC die TuS Neuendorf (heute als TuS Koblenz
bekannt) mit 2:0. In den Jubelorgien nach dem Spiel wurden die Straßenschilder
der Bieberer Straße mit der Aufschrift „Hermann-Nuber-Allee“ überklebt.
Im gleichen Jahr belegte Nuber bei der Wahl zu „Deutschlands Fußballer des
Jahres“ hinter keinem geringeren als Franz Beckenbauer Platz 2.
Das Abenteuer Bundesliga war für die Kickers jedoch nach nur
einer Saison wieder beendet. Nach dem unglücklichen Abstieg beendete Nuber 1969
seine Karriere. Somit stand er beim größten Triumph der Vereinsgeschichte, dem
Gewinn des DFB-Pokals 1970, nicht auf dem Rasen. In der Saison 1970/71 wurde
Nuber nochmals für zwei Bundesligaspiele reaktiviert, ehe er seine
Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängte.
Nach
Beendigung seiner Spielerkarriere blieb Nuber den Kickers noch 15 Jahre als
Amateur- und Jugendtrainer erhalten. Dabei bewies er ein besonderes Gespür für
Talente, entdeckte und förderte u.a. die späteren Nationalspieler Jimmy
Hartwig, Rudi Bommer, Rudi Völler, Uwe Bein und Oliver Reck. Zudem sprang er
bei den Profis zweimal als Interimstrainer ein, zuletzt in der Saison 1983/84,
der bislang letzten Spielzeit des OFC in der Bundesliga. Auch bei Germania
Bieber half Nuber des Öfteren als Trainer aus. Bis zur Schließung seiner
Metzgerei in der Feldstraße war Nubers Wurstküche ein Treffpunkt für viele
aktive und ehemalige Kickers-Spieler.
Bereits
anlässlich seines 60. Geburtstages wurde Nuber vor dem Stadion ein Denkmal
gesetzt. 2013 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Ehrenpreis der Stadt
Offenbach ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Rudi Völler. Am 17. Juli 2022 wurde
vor einem Freundschaftsspiel gegen den 1.FC Köln die Haupttribüne in
Hermann-Nuber-Tribüne umbenannt.