Peter Neururer
* 26.04.1955 |
Ende der 1990er Jahre war der Fußballlehrer Peter Neururer nicht
gerade ein gefragter Mann. Nach einigen Entlassungen hatte sein Image als
„Feuerwehrmann“ gelitten. So blieb ihm nach längerer Arbeitslosigkeit im
Oktober 1999 nichts anderes übrig als das Angebot des Tabellenletzten der 2.
Liga, den Offenbacher Kickers, anzunehmen. Der OFC hatte nach neun Spieltagen
gerade einmal drei Pünktchen vorzuweisen, weshalb Aufstiegstrainer Boysen gehen
musste. Unter Neururer wurde dagegen gleich das erste Spiel gegen Greuther
Fürth mit 1:0 gewonnen, zwei Wochen später Bundesligaabsteiger VfL Bochum mit
2:1 nach Hause geschickt. Mit der Verpflichtung von Stürmer Ion Vladoiu, den
Neururer noch aus gemeinsamen Kölner Zeiten kannte, gelang dem OFC zudem ein
spektakulärer Transfer. Durch ein 4:3 gegen Fortuna Köln gaben die Kickers am
letzten Spieltag der Hinrunde endlich wieder die „Rote Laterne“ ab. Zu diesem
Zeitpunkt erfreute sich Neururer in Offenbach großer Beliebtheit. Nach jedem
Heimsieg tanzte er vor Block 2 und ließ sich feiern.
Im Winterschlussverkauf wurden zwei weitere Angreifer
verpflichtet: Holger Gaißmayer, dem Neururer eine „eingebaute Torgarantie“
bescheinigte, sowie der „chinesische Klinsmann“ Li Bing. So ging man mit großen
Erwartungen in die Rückrunde. Tatsächlich blieben die Kickers in den ersten
fünf Spielen nach der Winterpause ungeschlagen. Im Heimspiel gegen St. Pauli
hatte man erstmals die Möglichkeit aus eigener Kraft die Abstiegsplätze zu
verlassen. Doch trotz drückender Überlegenheit gab es eine 0:1-Niederlage.
Neururer musste sich den Vorwurf gefallen lassen, in diesem Spiel keinen
einzigen Stürmer auf der Bank gehabt zu haben. Nachdem gegen die Stuttgarter
Kickers ein weiteres Sechspunktespiel mit 0:4 verloren wurde, war der Abstieg
kaum noch zu vermeiden. Mit einem 3:2 bei Waldhof Mannheim, welches am 32.
Spieltag den ersten Auswärtssieg der Saison und somit drei „Bonuspunkte“
bedeutete, gab
der OFC noch einmal ein letztes Lebenszeichen von sich. Nach dem Schlusspfiff
gab Neururer ein legendäres Interview, mit dem er es sogar zu „TV Total“
schaffte: „Die Stimmung ist eigentlich
wie vor dem Spiel. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir aus dieser äußerst
großen Minimalchance, minimaler geht's gar nicht mehr, eine etwas kleinere
gemacht haben, die größer geworden ist.“
Nach dem Abstieg rechnete niemand ernsthaft mit dem Verbleib
Neururers, der stets betont hatte, nicht in der Regionalliga arbeiten zu
wollen. Doch mangels Angeboten von Proficlubs machte er letztlich doch von
seiner Option gebrauch und blieb in Offenbach. Allerdings schien er nur noch halbherzig
am Unternehmen direkter Wiederaufstieg zu arbeiten. Jedenfalls war es ihm
wichtiger, sich in der Sommerpause als Touristenattraktion ein paar Mark dazu
zu verdienen, anstatt seine Mannschaft auf die neue Saison vorzubereiten. Zudem
bettelte er Manager Klaus Gerster erfolglos um eine Weiterverpflichtung seines
Lieblingsschülers Gaißmayer an. Nach nur zwei Spieltagen warf Neururer die
Brocken hin.
Bilanz als OFC-Trainer (nur Ligaspiele)
Spiele |
Siege |
Remis |
Niederlagen |
Punkte |
Schnitt |
27 |
8 |
9 |
10 |
33 |
1,22 |
Weitere Trainerstationen Neururers:
TuS Haltern, Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen, FC Schalke
04, Hertha BSC Berlin, 1.FC Saarbrücken, Hannover 96, 1.FC Köln, Fortuna
Düsseldorf, LR Ahlen, VfL Bochum, Hannover 96, MSV Duisburg, VfL Bochum