Bayer 04 Leverkusen


Bayer Leverkusen und Kickers Offenbach standen sich bislang erst in sieben Pflichtspielen gegenüber. Dennoch verbindet diese beiden Vereine eine spezielle Geschichte.

In der Aufstiegsrunde zur Bundesliga trafen die beiden Clubs 1968 erstmals aufeinander. In einer Fünfergruppe, der auch die TuS Neuendorf, TeBe Berlin und Arminia Hannover angehörten, wurde der Aufstieg letztlich zwischen dem OFC und Bayer entschieden. Beim 1:1 im Hinspiel führten die Kickers durch ein Tor von Heidkamp in Leverkusen bis kurz vor Schluss, ehe Strelczyk noch der Ausgleich gelang. In Offenbach war hingegen Leverkusen durch einen Treffer von Rübenach in Führung gegangen, doch Hermann Nuber (72.) und Gerd Becker (90.) drehten die Partie noch zu Gunsten der Kickers und sorgten damit für die Vorentscheidung im Aufstiegskampf. Zehn Tage später feierte der OFC nach einem 2:0-Sieg gegen Neuendorf den erstmaligen Sprung in die Bundesliga. Bayer sollte der Aufstieg ins Oberhaus erst 1979 gelingen.

Obwohl der 3. Oktober im Jahr 1980 noch kein Feiertag war, hatten die Kickers an jenem Freitagabend trotzdem etwas zu feiern. Dabei hatte es zunächst überhaupt nicht danach ausgesehen. Denn wenn ein Zweitligist im DFB-Pokal gegen einen Erstligisten bereits nach 20 Minuten mit 0:2 zurückliegt, so ist die Partie eigentlich schon gelaufen. Im Spiel des OFC gegen Bayer Leverkusen kam jedoch alles ganz anders. Drei Minuten nach dem zweiten Leverkusener Tor erzielte Uwe Bein den Anschlusstreffer. Die Kickers waren wieder im Spiel. Mit seinem zweiten Treffer sorgte der Offenbacher Spielmacher in der 34. Minute für den Ausgleich und nur zwei Minuten später brachte Thomas Kling den OFC erstmals in Führung. Die Kickers hatten die Partie noch vor dem Pausenpfiff gedreht. In der 2. Halbzeit erhöhten die Außenverteidiger Gerd Paulus und Michael Grünewald sogar noch auf 5:2. Der frühere Offenbacher Bundesliga-Torwart Fred Bockholt hätte nach 20 Spielminuten sicher nicht daran gedacht, dass er an diesem Abend an seiner alten Wirkungsstätte noch fünfmal hinter sich greifen würde.

 

Übrigens gilt dieses Spiel als Ursprung der heute noch bestehenden Fanfreundschaft zwischen Bayer Leverkusen und dem OFC. Nachdem Bayer-Verteidiger Jürgen Gelsdorf im August 1980 im Bundesliga-Heimspiel der Leverkusener gegen Eintracht Frankfurt Stürmer Bum-Kun Cha bei einem Foul schwer verletzt hatte, sinnten die Eintracht-Fans auf Rache. So erschien einer Abordnung Frankfurter zum Pokalspiel in Offenbach. Als die OFC-Fans dies registrierten, wurde Gelsdorf mit Sprechchören gefeiert. Daraufhin gesellten sich einige der mitgereisten Leverkusener in Block 2 und es kam zur Verbrüderungsszenen am Bierstand hinter der Stehtribüne.  Die Kontakte sind seitdem nicht abgerissen und führten zunächst dazu, dass Leverkusen im Rückspiel im Frankfurter Waldstadion, das im Februar 1981 ausgetragen wurde, von zahlreichen Offenbachern unterstützt wurde.

Rund ein Jahr später musste die Fanfreundschaft einen ersten Belastungstest überstehen. Als Tabellendritter der neu eingeführten eingleisigen 2. Bundesliga trafen die Kickers nämlich auf Bayer Leverkusen, den Drittletzten der Bundesliga, um in der Relegation den letzten freien Platz im Oberhaus auszuspielen. Dabei waren die Kickers in der Saison 1981/82 lange auf direktem Aufstiegskurs gewesen. Weil sie jedoch keines ihrer letzten fünf Zweitligaspiele gewinnen konnten, fielen sie vom 1. auf den 3. Platz zurück. Dies kostete Trainer Franz Brungs den Job. In den letzten zwei Ligaspielen fungierte dann Libero Kurt Geinzer als Spielertrainer, wie auch in den beiden Relegationsspielen gegen Leverkusen. Nachdem der OFC das Hinspiel auf dem Bieberer Berg mit 0:1 verloren hatte, waren die Hoffnungen auf den Aufstieg bereits vor dem Rückspiel in Leverkusen auf ein Minimum gesunken. Als Bernd Walz die Kickers dort schon nach drei Minuten in Führung brachte, war plötzlich alles wieder offen. Wenig später blieb Walz jedoch im Rasen hängen und brach sich das Fußgelenk. Im weiteren Spielverlauf mussten auch noch Geinzer und Michael Kutzop verletzungsbedingt den Platz verlassen. Bei letzterem war das Auswechselkontingent bereits erschöpft. Die dezimierte Offenbacher Elf verlor nach den zwei Toren von Dieter Herzog schließlich mit 2:1, kämpfte jedoch aufopferungsvoll und wurde nach dem Schlusspfiff von beiden Fanlagern gefeiert.

Spielszene vom Relegations-Hinspiel auf dem Bieberer Berg 1982

Die letzten Pflichtspiele zwischen diesen beiden Vereinen fanden in der Bundesligasaison 1983/84 statt. Wiederum verloren die Kickers beide Spiele: 1:3 in Leverkusen und 0:2 zu Hause. Der frühere Eintracht-Stürmer Bum-Kun Cha, der 1980 einen gewissen Anteil daran hatte, dass die Fanfreundschaft zwischen Bayer und dem OFC entstanden ist, erzielte dabei in beiden Spielen das 1:0 für Leverkusen.

Seitdem kamen die Leverkusener des Öfteren zu Freundschaftsspielen nach Offenbach, u.a. auch im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Vereinsjubiläum der Kickers im Jahr 2001.

Am 18. Juli 2012 war Bayer Leverkusen der Gegner, gegen den der OFC das Sparda Bank-Hessen-Stadion eröffnete. Bayers Sportdirektor Rudi Völler, der seine Profikarriere einst bei den Kickers begonnen hatte, führte gemeinsam mit seinem Entdecker Hermann Nuber den symbolischen Anstoß aus. Vor 14.211 Zuschauern siegte der Bundesligist durch ein Eigentor von Maximilian Ahlschwede sowie Treffern von Karim Bellarabi und Stefan Kießling mit 3:0. Diese Partie war gleichzeitig das Abschiedsspiel für Suat Türker, der an jenem Abend zum letzten Mal das Kickers-Trikot trug.

Matthias Schwarz und Stefan Kießling beim Stadion-Eröffnungsspiel 2012

 

Alle Pflichtspiel-Ergebnisse aus Sicht des OFC

Saison

Liga

Heim

Auswärts

1967/68

Aufstiegsrunde zur Bundesliga

2:1

1:1

1980/81

DFB-Pokal, 2. Runde

5:2

 

1981/82

Relegation zur Bundesliga

0:1

1:2

1983/84

Bundesliga

0:2

1:3

Bilanz: 7 Spiele, 2 Siege, 1 Unentschieden, 4 Niederlagen