Erwin Kostedde


 

* 21.05.1946

Obwohl er nur vier Jahre für die Kickers am Ball war, ist Erwin Kostedde beim OFC zur Kultfigur geworden. Abgesehen von Hermann Nuber erreichte in Offenbach kein anderer Spieler jemals ein so große Popularität wie der „braune Bomber“. Er verstand es, mit spektakulärer Spielweise und einem ausgeprägten Torinstinkt, Fußball und Show miteinander zu verbinden. Sein Markenzeichen war der doppelte Übersteiger, auch „Erwin-Shuffle“ genannt. Bis heute schoss keiner mehr Bundesligatore für den OFC als Kostedde. Nach ihm wurde das 1994 gegründete Fanzine "ERWIN" benannt.

Der Sohn eines afroamerikanischen GIs und einer deutschen Mutter erlernte das Fußballspielen in seiner Geburtsstadt Münster. Der SC Preußen war seine erste Profistation. 1967 wechselte er zum Meidericher SV, für den er in 19 Bundesligaspielen fünf Tore erzielte. Es folgten drei Jahre bei Standard Lüttich, in denen Kostedde dreimal in Folge belgischer Meister wurde.

Im Sommer 1971 wechselte er als Torschützenkönig Belgiens zu den gerade in die Regionalliga Süd abgestiegenen Kickers. Mit seinen 28 Toren trug er maßgeblich zur sofortigen Rückkehr in die Bundesliga bei. Für viele unvergessen sind seine drei Tore beim 3:2-Sieg gegen Eintracht Frankfurt im ersten Mainderby nach dem Wiederaufstieg, als die Kickers ein bereits verloren geglaubtes Spiel dank Kostedde in den Schlussminuten noch drehen konnten. Zum legendären 6:0 gegen Bayern München, wodurch der OFC im August 1974 erstmals die Tabellenführung in der Bundesliga übernahm, steuerte Kostedde zwei Treffer bei. Am spektakulärsten war jedoch sein Tor zum zwischenzeitlich 3:3 beim 4:3-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach im Oktober 1974, das schließlich in der ARD-Sportschau zum „Tor des Jahres“ gewählt wurde. Kostedde stoppte eine Flanke von Norbert Janzon an der Sechzehnmeterlinie mit der Brust ab und donnerte den Ball mit dem linken Fuß volley ins rechte obere Tordreieck. Zwei Monate danach debütierte er als erster dunkelhäutiger Spieler in der deutschen Nationalmannschaft. Er sollte es allerdings nur zu drei Länderspielen bringen.

In Offenbach erlebte Kostedde nach eigenem Bekunden die schönste Zeit seiner Spielerlaufbahn. Mit Siggi Held und Manfred Ritschel bildete er das wohl erfolgreichste Stürmertrio der OFC-Geschichte. Finanzielle Nöte zwangen die Kickers 1975 jedoch, den Nationalspieler für 650.000 DM an Hertha BSC Berlin abzugeben. Der OFC, der in drei Bundesligajahren mit Kostedde die Ränge 7, 10 und 8 belegt hatte, stieg in der darauffolgenden Saison aus der Bundesliga ab. Trotz 14 Toren in 26 Spielen blieb Kostedde nur ein Jahr beim Hauptstadtclub. Otto Rehhagel lockte ihn 1976 zum Bundesligaaufsteiger Borussia Dortmund. Während seiner zwei Jahre beim BVB erzielte er in 48 Spielen 18 Tore. Nach einer kurzen Stippvisite beim Zweitligisten Union Solingen kehrte Kostedde 1978 für eine Saison zu Standard Lüttich zurück. Wiederum ein Jahr später wechselte er zu Stade Laval, wo er in der Spielzeit 1979/80 Torschützenkönig der höchsten französischen Liga wurde. 1980 kreuzten sich der Wege von Rehhagel und Kostedde zum dritten Mal. Kostedde heuerte beim erstmals aus der Bundesliga abgestiegenen SV Werder Bremen an. Mit 29 Toren in 42 Spielen verhalf er Werder zum direkten Wiederaufstieg. In seiner letzter Bundesligasaison schoss Kostedde in 33 Spielen 9 Tore und qualifizierte sich mit Bremen als Aufsteiger für den UEFA-Pokal. Insgesamt brachte er es in 219 Bundesligaspielen auf 98 Treffer. Der Zweitligist VfL Osnabrück war in der Saison 1982/83 die letzte Station seiner Profilaufbahn.

Nach dem Karriereende verlor Kostedde durch dubiose Anlageberater seine gesamten Ersparnisse. 1990 kam er noch einmal in die Schlagzeilen, als er verdächtigt wurde, einen Raubüberfall auf eine Spielhalle in Coesfeld begangen zu haben. Nach monatelanger Untersuchungshaft wurde er aber von einem Gericht von diesem Vorwurf freigesprochen.