Kolumne


August 2021



Wenn nicht jetzt, wann dann?

 

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ So lautete der Titel des offiziellen Songs zur Handball-WM 2007 in Deutschland, bei der die DHB-Auswahl am Ende auch tatsächlich Weltmeister wurde. Die Spielzeit 2021/22 könnte für die Kickers nun unter demselben Motto stehen. Es ist die dritte Saison nach dem Einstieg von Präsident Joachim Wagner und den Kickers-Freunden. Während der OFC im ersten Jahr als Achter meilenwert hinten den Erwartungen geblieben ist, kam man dem gesetzten Ziel, in die 3. Liga aufzusteigen, im zweiten Jahr schon deutlich näher. Die Kickers spielten die beste Saison seit dem Gewinn der letzten Meisterschaft anno 2015. In einer Mammutsaison mit 42 Spieltagen verlor der OFC nur fünf Partien und holte satte 87 Punkte. Am Ende landete man mit sechs Punkten Rückstand hinter Meister SC Freiburg II auf Rang 3. Im dritten Jahr des 2019 ausgerufenen Dreijahresplanes soll nun der große Wurf gelingen.

 

 

Kommen und Gehen

 

Seit seinem Amtsantritt im November 2019 hat OFC-Geschäftsführer Thomas Sobotzik nahezu den gesamten Kader ausgetauscht und dabei in jeder Transferperiode die Qualität erhöht. Von damals sind nur noch Maik Vetter und Ronny Marcos übriggeblieben. Auch in diesem Sommer hat es wieder eine große Fluktuation gegeben. Der Stamm der Mannschaft, die schon in der vergangenen Saison um die Meisterschaft mitgespielt hat, ist dabei jedoch zusammengeblieben. Bei den Abgängen handelt es sich größtenteils um Spieler, die ohnehin keine große Rolle gespielt haben. Die beiden Ersatztorhüter Dominik Draband und Felix Ferahyan wurden in der letzten Saison nicht eingesetzt. Maurice Pluntke und Leonidas Tiliudis kamen nach langwierigen Verletzungen lediglich zu je einem Einsatz, während es Moritz Reinhard aufgrund der starken Konkurrenz im Sturm nur noch auf sechs Spiele brachte. Dass die auslaufenden Verträge mit den Ergänzungsspielern Francesco Calabrese, Luka Garic und Tim Dierßen nicht verlängert worden sind, war auch keine große Überraschung. Defensiv-Allrounder-Backup Lucas Albrecht zog es dagegen auf eigenen Wunsch zurück in die Nähe seiner Heimat.

 

Kontroverser diskutiert wurde hingegen die Nichtverlängerung mit Charles-Elie Laprevotte sowie die Vertragsauflösung mit Abu-Bakarr Kargbo. Beide wären vielleicht noch in Offenbach, wenn sie sich nicht verletzt hätten. Kargbo war vor Jahresfrist als großer Hoffnungsträger zum OFC gekommen, zog sich jedoch bereits im Trainingslager einen Kreuzbandriss zu und fiel daraufhin acht Monate aus. Gegen Ende der Saison kam der Mittelstürmer zwar noch zu zwei Kurzeinsätzen, aber offenbar zweifelte die sportliche Leistung, ob er wieder zu alter Form finden würde. Laprevotte war erst in der Winterpause verpflichtet worden und erwies sich auf Anhieb als Stabilisator im defensiven Mittelfeld. Der Franzose machte jedoch nur zwölf Spiele für die Kickers, ehe ihn eine Schultereckgelenkssprengung außer Gefecht setzte. Die Unsicherheit über den Zeitpunkt seiner Rückkehr auf den Rasen brachte den OFC dazu, andere Optionen zu prüfen und den Vertrag schließlich auslaufen zu lassen. Leider hat er sich daraufhin ausgerechnet der SV Elversberg angeschlossen.

 

Auch Marcell Sobotta trägt künftig das Trikot eines direkten Konkurrenten, läuft nun für den TSV Steinbach Haiger auf. Mit 39 Spielen ist er der Abgang, welcher in der vergangenen Saison die meisten Einsätze zu verzeichnen hatte. Nach starken Leistungen im ersten Saisondrittel baute Sobotta jedoch stark ab und war zuletzt kein Stammspieler mehr. Vor einer Vertragsauflösung steht auch Marko Fritscher. Der OFC plant nicht mehr mit dem verletzungsanfälligen Rechtsverteidiger, der die Erwartungen nicht erfüllen konnte.

 

Nicht mehr zum Aufgebot zählt auch Eigengewächs Jakob Lemmer, der für eine Saison an den Ligakonkurrenten Rot-Weiß Koblenz verliehen wurde, wo er deutlich mehr Spielpraxis erhalten dürfte als beim OFC.

 

Den 13 (wenn Fritscher noch geht 14) Abgängen stehen zehn Neuzugänge gegenüber. Fünf davon haben in der letzten Saison in der 3. Liga gespielt.

 

Als ersten Neuzugang präsentierten die Kickers Jayson Breitenbach. Der 23-jährige Außenverteidiger, der auf beiden Seiten eingesetzt werden kann, trug bereits in der Jugend das OFC-Trikot. Beim FSV Mainz 05 wurde er weiter ausgebildet, ehe er 2019 zum 1.FC Saarbrücken wechselte. Mit den Saarländern stieg er in die 3. Liga auf und kam dort in der letzten Saison zu 24 Einsätzen (ein Tor).

 

Gleich drei Spieler sind vom Drittligaabsteiger VfB Lübeck an den Bieberer Berg gewechselt: Moody Chana, Osarenren Okungbowa und Elsamed Ramaj. Chana ist der einzige Spieler aus diesem Trio, der dort kein Stammspieler gewesen ist. Der 22-jährige Innenverteidiger brachte es nur auf fünf Einsätze in der 3. Liga. Die Regionalliga Südwest kennt er bereits aus seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim II. Osarenren Okungbowa (27) war in Lübeck dagegen ein absoluter Leistungsträger, erzielte in 31 Spielen zwei Tore. Der gebürtige Wiener, dessen Eltern aus Nigeria stammen, kam dort sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung zum Einsatz. Linksaußen Elsamed Ramaj (25) traf bei 23 Einsätzen ebenfalls zweimal.

 

Dejan Bozic kennen Sobotzik und OFC-Trainer Sreto Ristic bereits aus der gemeinsamen Zeit beim Chemnitzer FC. Mit 21 Toren in 33 Spielen war Bozic in der Saison 2018/19 der Garant für den Drittligaaufstieg des CFC. In der 3. Liga war der 28-Jährige dann weniger treffsicher, erzielte für Chemnitz und zuletzt für den SV Meppen in 54 Spielen sieben Tore.

 

Vom Ligakonkurrenten FSV Mainz 05 II haben die Kickers Lucas Hermes nach Offenbach gelotst. Der 21 Jahre alte Offensiv-Allrounder wurde beim SC Freiburg ausgebildet und erzielte für Mainz in 54 Regionalligaspielen zehn Tore.

 

Mit David Richter wurde auch ein neuer Torwart verpflichtet. Der 22-Jährige kommt von Union Fürstenwalde und kam dort in den letzten drei Jahren auf 37 Einsätze in der Regionalliga Nordost.

 

Mateo Andacic und Christian Stark durften während der Vorbereitung vorspielen und konnten die Verantwortlichen in den Testspielen überzeugen, so dass beide einen Vertrag erhielten. Der Deutsch-Kroate Andacic ist quasi ein Rückkehrer, spielte in der Jugend schon einmal bei den Kickers. Beim FSV Frankfurt gelang ihm dann der Sprung in den Profifußball. Nach zwei Jahren bei Wacker Nordhausen stand der 23 Jahre alte defensive Mittelfeldspieler zuletzt beim kroatischen Zweitligisten NK Rudes unter Vertrag. Der gleichaltrige Stark wurde zwar im hessischen Bad Hersfeld geboren, wechselte jedoch schon als Zwölfjähriger in die Jugend des Hamburger SV. Für die 2. Mannschaften des HSV und des FC St. Pauli erzielte der ehemalige U19-Nationalspieler in der Regionalliga Nord in 83 Spielen 14 Tore.

 

Mit Enes Zengin hat auch in diesem Sommer wieder ein Spieler aus der eigenen U19 den Sprung in den Profikader geschafft. Der 18-jährige Innenverteidiger war erst vor einem Jahr von der U19 des SC Freiburg zum OFC gewechselt. Wegen des Saisonabbruchs der Junioren-Bundesliga bestritt er bislang erst vier Spiele für die Kickers.

 

 

Tor

 

Stephan Flauder ist nicht nur die Nummer 1 im Offenbacher Tor, seit dieser Saison trägt er diese Nummer auch auf dem Rücken. Mit 35 Jahren ist er der älteste Spieler im Kader und zugleich auch der unumstrittene Anführer der Truppe. Der Kapitän dirigiert seine Abwehr lautstark und spielte in den 42 Spielen der vergangenen Saison 21 Mal zu Null. Bei einer Körpergröße von 1,97 cm liegen seine Stärken naturgemäß bei hohen Bällen, während er als Torhüter der alten Schule fußballerisch gelegentlich Schwächen zeigt. Insgesamt unterliefen ihm aber nur wenige Fehler.

 

Sein neuer Stellvertreter heißt David Richter, kommt ebenfalls aus Berlin und ist nur einen Zentimeter kleiner als Flauder. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Draband fällt er unter die U23-Regel, so dass es ihm erspart bleiben wird, bei einem Engpass an U23-Spielern auf die Tribüne zu müssen.

 

Davon hatte im Vorjahr Eigengewächs Angelo Tramontana profitiert, der dadurch achtmal auf der Bank Platz nehmen durfte. Dabei hat er im internen Konkurrenzkampf Felix Ferahyan verdrängt und ist somit von der Nummer 4 zur Nummer 3 aufgestiegen.  

 

 

Abwehr

 

Mit Sebastian Zieleniecki und Malte Karbstein verfügt der OFC über eine eingespielte Innenverteidigung, die in der vergangenen Saison der Garant dafür war, dass die Kickers mit nur 32 Gegentoren in 42 Spielen die beste Abwehr der Regionalliga Südwest stellten. Vor allem der Pole ist ein Muster an Beständigkeit, während Karbstein mitunter doch mal für einen Aussetzer gut ist. Dafür ist der frühere Bremer im gegnerischen Strafraum gefährlicher, erzielte nach Standards sieben Tore. Innenverteidiger Nummer 3 ist Neuzugang Moody Chana, während sich Enes Zengin erst einmal hintenanstellen muss. Im Notfall könnten auch Mateo Andacic und Osarenren Okungbowa in der Innenverteidigung aushelfen.

 

Während Ronny Marcos als stellvertretender Spielführer auf der linken Abwehrseite weiterhin gesetzt ist, dürfte auf der rechten Seite Rückkehrer Jayson Breitenbach die Nase vorn haben. Sollte Marcos ausfallen wird der beidfüßige Breitenbach wohl auf die linke Seite wechseln und Maik Vetter als Rechtsverteidiger ins Team rutschen. Nachdem er in den Jahren zuvor zumeist mit offensiveren Aufgaben betraut worden war, konnte der dienstälteste Kickers-Profi zuletzt hinten rechts überzeugen. Man kann gespannt sein, auf welchen Positionen er in der kommenden Saison eingesetzt werden wird. Als weitere Alternative steht Vincent Moreno Giesel zur Verfügung, der inzwischen der U19 entwachsen ist. Er gehörte bereits in der vergangenen Saison zum Profikader, wartet jedoch noch auf seinen ersten Einsatz.

 

 

Mittelfeld

 

Im von Kickers-Trainer Ristic favorisierten 4-1-4-1-System ist Osarenren Okungbowa der Fixpunkt im defensiven Mittelfeld. Der 1,89 cm große Österreicher ist als körperlich robuster Sechser ein ganz anderer Spielertyp als sein Vorgänger Laprevotte. Dennoch ist Okungbowa kein reiner Abräumer, soll auch offensiv Akzente setzen. Sein Stellvertreter ist Mateo Andacic.

 

Auch Tunay Deniz kann auf der Sechs spielen, fühlt sich jedoch als Achter wohler, da seine Stärken eindeutig in der Offensive liegen. Mit neun Toren und 15 Vorlagen war er in der vergangenen Saison der Offenbacher Topskorer. Vor allem mit seinen Standards sorgt er häufig für Gefahr. An seiner Seite dürfte wohl Denis Huseinbasic spielen. Das Eigengewächs war der Aufsteiger der vergangenen Saison, schaffe bereits in seinem ersten Jahr bei den Profis den Sprung zur Stammkraft. Sollte seine Entwicklung so weiterverlaufen, dürfte es schwer werden, ihn trotz Vertrags über die Saison hinaus in Offenbach zu halten. Florent Bojaj dürfte er jedenfalls schon mal aus der Startelf verdrängt haben. Der Albaner ist vielleicht der beste Techniker im Team, ruft sein großes spielerisches Potenzial jedoch viel zu selten ab. Auch Serkan Firat ist eine Alternative für die Halbpositionen im Mittelfeld, sofern er nicht auf der Außenbahn zum Einsatz kommt.

 

Auf den offensiven Außenbahnen verfügt der OFC über eine Vielzahl von Möglichkeiten, da fast alle Spieler sowohl links als auch rechts eingesetzt werden können. Auf dem linken Flügel spielte der pfeilschnelle Davud Tuma eine starke Rückrunde, bekommt nun mit Elsamed Ramaj jedoch einen starken Konkurrenten. Auch Christian Stark wird den Konkurrenzkampf auf der linken Seite beleben.

 

Serkan Firat hat sich allen Kritikern zum Trotz auch in der Saison 2020/21 wieder durchgesetzt, alle 42 Spiele bestritten und war mit sieben Toren und zwölf Vorlagen der drittbeste Skorer des OFC. Im Gegensatz zu den anderen Flügelstürmern fehlt Firat jedoch die Geschwindigkeit, nimmt oft das Tempo aus dem Spiel. Kann er seinen Stammplatz auf der rechten Angriffsseite angesichts der verschärften Konkurrenzsituation verteidigen? In den Testspielen kam rechts zumeist Lukas Hermes zum Einsatz und auch Tuma oder Ramaj könnten jederzeit auf die rechte Seite wechseln. Aber Firat kann ja auch auf der linken Außenbahn oder auf der Acht spielen, doch auch dort ist die Konkurrenz groß.      

 

 

Sturm

 

Es ist noch gar nicht lange her, da hießen die Kickers-Stürmer Varol Akgöz, Niklas Hecht-Zirpel, Jake Hirst und Moritz Reinhard. Damals hätte man sich die Finger danach geleckt, nur einen Angreifer der Güteklasse eines Dejan Bozic, Mathias Fetsch oder Elia Soriano im Kader zu haben und dieser wäre selbstverständlich gesetzt gewesen. Nun gehören alle diese drei Mittelstürmer zum Kader und haben allesamt den Anspruch auf einen Stammplatz. Dabei spielt Ristic meist nur mit einer echten Spitze, so dass aus diesem Trio wohl immer nur einer von Beginn an auf dem Platz stehen wird.

 

Fetsch war in der letzten Saison mit 18 Toren zwar der Toptorjäger der Kickers, vergab aber auch reihenweise Chancen. Gerade im letzten Saisondrittel wirkte er platt. Es wird ihm sicher entgegenkommen, nun nicht mehr die Hauptlast tragen zu müssen. Das Toreschießen ist nun auf mehrere Schultern verteilt, was natürlich auch zur Folge haben wird, dass Fetsch sich auch häufiger mal auf der Bank wiederfinden wird. Soriano musste dagegen nach seiner langen Verletzungspause erst einen Rückstand aufholen und zeigte zum Saisonende aufsteigende Tendenz.

 

Da sich Fetsch und Soriano zu ähnlich sind und nicht miteinander harmonieren, hat man mit Bozic und Hermes noch zwei andere Stürmertypen dazu geholt. Bozic ist zwar auch ein klassischer Neuner, trotz seiner Größe von 1,94 cm jedoch schneller und beweglicher als Fetsch und Soriano. Hermes ist hingegen eher ein Konterstürmer und verkörpert somit einen Stürmertyp, den es bei den Kickers seit Jahren nicht mehr gegeben hat. Sollte er nicht auf den Flügeln zum Einsatz zu kommen, wäre er auch als zweiter Stürmer in einem 4-4-2 eine Option. Alternativ könnte Bojaj in einem System mit zwei Angreifern als hängende Spitze agieren. Dank der vielen verschiedenen Stürmertypen hat Ristic hier nun viele Variationsmöglichkeiten.

 

 

Trainer

 

Die Entlassung von Angelo Barletta kurz vor Silvester 2020 kam für viele überraschend. Schließlich stand der OFC als Vierter nicht gerade schlecht da. Doch vor allem die ersten Auftritte nach dem Re-Start im Dezember waren ernüchternd und der Kontakt zur Tabellenspitze drohte abzureißen, so dass sich Sobotzik dazu entschloss, auch auf der Trainerposition eine Veränderung vorzunehmen. Bereits vor der Verpflichtung Barlettas im Dezember 2019 hatte er auch mit Sreto Ristic über den Job gesprochen, doch der frühere Bundesligastürmer fühlte sich damals noch nicht dazu bereit, weil er gerade erst seine Ausbildung zum Fußballlehrer begonnen hatte. Der OFC ist für Ristic die erste Station als Cheftrainer. Zuvor war er bei den Stuttgarter Kickers, Preußen Münster und beim Chemnitzer FC als Co-Trainer tätig. Sobotzik befand, dass er schon damals „in diversen Konstellationen sehr oft das Hirn hinter dem jeweiligen Cheftrainer“ gewesen ist.

 

Heute kann man sagen, dass Sobotzik mit seiner Entscheidung richtiggelegen hat. Ristic ist es gelungen, aus der Mannschaft noch ein paar Prozentpunkte mehr herauszukitzeln, oder wie es Sobotzik bei der Vorstellung des neuen Trainers formulierte: „Das ist fast wie bei einer Zitrone, aus der man alles herausgequetscht“. Unter Ristic ist der OFC in der Tat konstanter geworden. Der Punkteschnitt war bereits unter Barletta mit zwischenzeitlich 2,0 Punkten pro Spiel nicht schlecht, doch Ristic hat es geschafft, diesen auf 2,26 zu verbessern. Hätte man diesen Schnitt über die gesamte Saison erzielen können, wäre man am Ende sogar vor Freiburg gelandet. Seit seinem Amtsantritt hat Ristic von 27 Spielen nur zwei verloren, in Steinbach und Elversberg. Auf dem Bieberer Berg ist er noch ungeschlagen. Auch bei Standardsituationen zeigen sich die Kickers seitdem deutlich verbessert und effektiver. Ristic ist kein Mann großer Worte, sondern ein akribischer Arbeiter, der immer nur von Spiel zu Spiel denkt. Seine Meisterprüfung steht ihm nun bevor. In dieser Saison zählt nichts anderes als die Meisterschaft und dafür muss er auch die SV Elversberg hinter sich lassen, die ausgerechnet von seinem früheren Lehrmeister Horst Steffen trainiert wird, unter dem er in Münster und Chemnitz als Co-Trainer gearbeitet hat.

 

 

Gegner

 

Der OFC wird in der Saison 2021/22 auf keinen einzigen neuen Gegner treffen. Dank der erfolgreichen Aufholjagd des 1.FC Kaiserslautern ist zum Glück kein Drittligist aus dem Südwesten abgestiegen. Wegen des Saisonabbruchs in den Oberligen durfte zudem keine Mannschaft in die Regionalliga Südwest aufsteigen. Somit gibt es diesmal keine Neulinge. Mit dem SC Freiburg II (Aufsteiger in die 3. Liga) sowie den beiden Absteigern Bayern Alzenau und Eintracht Stadtallendorf haben drei Teams die Liga verlassen. Demzufolge umfasst die Liga statt 22 nur noch 19 Vereine. Die Kickers müssen also sechs Spiele weniger bestreiten.

 

Der Hauptkonkurrent des OFC um Platz 1 wird erneut die SV Elversberg sein, die die vergangene Saison einen Punkt vor den Kickers als Zweiter abschloss. Zum erweiterten Favoritenkreis dürften der SSV Ulm 1848 (mit dem früheren Offenbacher Zweitligaprofi Thomas Wörle als neuen Trainer), der TSV Steinbach Haiger und der FC Homburg gehören. Vielleicht gibt es aber auch wieder ein Überraschungsteam. Wer hätte denn vor einem mit dem SC Freiburg II gerechnet? Wahrscheinlich nicht einmal die Breisgauer selbst. Deswegen schaut man nun auch auf die drei verbliebenen 2. Mannschaften des VfB Stuttgart, der TSG Hoffenheim und des FSV Mainz 05. Wenn einer dieser drei Erstligisten wirklich Ernst macht und seine 2. Mannschaft in die 3. Liga hochziehen möchte, so ist dies mit den Millionen, die diese Vereine aus den Bundesliga-TV-Erlösen erhalten, ein Leichtes. Wenn dann auch noch Spieler aus dem erweiterten Bundesligakader eingesetzt werden, deren Marktwerte zum Teil höher sind als der komplette Etat eines normalen Regionalligisten, so ist dies nichts Anderes als Wettbewerbsverzerrung.

 

 

Fazit

 

Vor einem Jahr schrieb ich an dieser Stelle, dass die Kickers lediglich einer von mehreren Aufstiegskandidaten seien und es daher vermessen wäre, den Aufstieg einzufordern. Bei der traditionellen Trainerumfrage erhielt der OFC vor Jahresfrist nur die viertmeisten Stimmen. Diesmal wurden die Kickers (17 Stimmen) knapp hinter Elversberg (19 Stimmen) am zweithäufigsten genannt. Die Trainer erwarten also ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen diesen beiden Teams. Ein Selbstläufer wird es demnach auch in dieser Saison nicht werden. Für Platz 1 muss am Ende alles passen. Ob der OFC am Saisonende in die 3. Liga zurückkehrt, wird auch von der Konstanz der SV Elversberg und weiteren Titelanwärtern abhängig sein. Zudem wäre es sicher hilfreich, nicht nur gegen die vermeintlich „kleinen“ Teams der Liga konstant die Punkte einzufahren, sondern auch in den direkten Duellen gegen die Aufstiegskonkurrenten besser abzuschneiden als in der Vorsaison.

 

Dennoch stehen die Vorzeichen so gut wie noch nie. Die Qualität der Mannschaft, die schon in der vergangenen Spielzeit hoch war und mit etwas mehr Stabilität das Zeug zum Aufstieg gehabt hätte, wurde noch einmal deutlich erhöht. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Verstärkung der Offensive. Schließlich erzielten die Kickers nur die fünftmeisten Tore der Liga- zu wenige für die Meisterschaft. Der OFC verfügt nunmehr über den qualitativ wohl breitesten Kader der Liga. Dies bedeutet auch, dass man gut gewappnet sein dürfte, falls das Verletzungspech noch einmal so heftig zuschlagen sollte wie in der letzten Saison. Dass auch in dieser Spielzeit wieder fünf Wechsel erlaubt sind und zudem die Größe des Spieltagskaders von 18 auf 20 erweitert wurde, dürfte für die Kickers sicher kein Nachteil sein. Sreto Ristic hat fast schon die Qual der Wahl. Es ist nun an ihm, die richtige Mischung zu finden, in Sachen Belastungssteuerung die richtigen Entscheidungen zu treffen und alle Spieler bei Laune zu halten. Dann kann der OFC am Saisonende vielleicht tatsächlich das große Ziel erreichen: Die Rückkehr in die 3. Liga, auf die die Fans seit 2013 so sehnlich warten.

 

 

In diesem Sinne

 

Euer Muench76