Willi Keim
* 31.07.1927 - † 15.07.2015 |
Willi
Keim war ein Dauerbrenner: Von 1943 bis 1959 trug der klassische Außenläufer, der
sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite eingesetzt werden konnte,
in 378 Partien das Kickers-Trikot und erzielte dabei sieben Tore. 1950 und 1959
erreichte er mit dem OFC das Finale um die Deutsche Meisterschaft und ist damit
neben Gerhard Kaufhold der einzige Spieler, der in beiden Endspielen auf dem
Platz stand.
Mit
gerade einmal 16 Jahren gab der gebürtige Offenbacher im September 1943 sein
Debüt in der 1. Mannschaft. Da während des Zweiten Weltkrieges immer mehr
Spieler fehlten, mussten Jugendspieler aushelfen, um den Spielbetrieb
aufrechtzuerhalten, ehe dieser im Oktober 1944 schließlich eingestellt werden
musste. Auch Keim wurde noch an die Front eingezogen. Erst im Juli 1945 kehrte
er aus der Kriegsgefangenschaft nach Offenbach zurück.
In
den Nachkriegsjahren avancierte Keim zum Leistungsträger, der als
Spielerpersönlichkeit kaum aus der Mannschaft der Kickers wegzudenken war. Er
galt als einer der Lieblingsschüler von Paul Oßwald, der den OFC von 1946 bis
1958 trainierte, und ihn aufgrund seiner Zuverlässigkeit und Disziplin sowie
seiner guten Technik und Spielübersicht sehr schätzte. Keim war ein Spieler,
der sich stets uneigennützig in den Dienst der Mannschaft stellte. Oftmals war
es seine Aufgabe, den gegnerischen Spielmacher auszuschalten, was ihm meistens
auch gelang.
Keim
gehörte zur „Wunderelf vom Bieberer Berg“, die in der Saison 1948/49 zu Hause
ungeschlagen blieb und mit elf Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten VfR
Mannheim Meister der Oberliga Süd wurde. Im Halbfinale der Endrunde um die
Deutsche Meisterschaft scheiterten die Kickers jedoch ausgerechnet am VfR
Mannheim, der sich dann im Endspiel gegen Borussia Dortmund die Meisterschale
sicherte. In der Folgesaison reichte dem OFC der 3. Platz zur abermaligen
Qualifikation für die Endrunde. Nach Siegen gegen Tennis Borussia Berlin, den
Hamburger SV (3:2 nach 0:2-Rückstand) und Preußen Dellbrück erreichte man
diesmal das Endspiel. Vor 95.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion
unterlagen die Kickers dem VfB Stuttgart mit 1:2. Keim lief im Finale als
linker Außenläufer auf, stand aber auch für einige Minuten im Tor, während
Torwart Josef Schepper am Spielfeldrand behandelt werden musste.
Auch
in den folgenden Jahren spielte Keim mit dem OFC in der Oberliga Süd stets oben
mit. 1955 wurde man erneut Süddeutscher Meister, scheiterte aber in der
Endrunde um die Deutsche Meisterschaft in der Gruppenphase. Zwei Jahre später
erreichten die Kickers als Tabellenzweiter erneut die Endrunde, wo jedoch
wiederum nach den Gruppenspielen Endstation war. Der zweite Endspieleinzug
sollte dem OFC erst 1959 gelingen.
Vor
der Saison 1958/59 verlor Keim seinen Stammplatz an Neuzugang Heinz Lichtl und
bestritt daher nur ein einziges Oberligaspiel. In der anschließenden Endrunde
um die Deutsche Meisterschaft kam er immerhin viermal zum Einsatz. Im Endspiel
gegen Eintracht Frankfurt, das erneut in Berlin ausgetragen wurde, rückte Keim
für den gesperrten Helmut Sattler in die Offenbacher Elf. Dabei übernahm er die
Position des etatmäßigen rechten Außenläufers Lichtl, der anstelle von Sattler
Mittelläufer spielte. In einem dramatischen Finale mussten sich die Kickers mit
3:5 nach Verlängerung geschlagen geben. Mit diesem Spiel beendete Keim seine
Laufbahn.
Schon in seinen letzten Jahren als Spieler hatte er
nebenbei seine Trainerscheine gemacht und Jugendmannschaften des OFC trainiert.
Beim 1.FC Langen übernahm Keim erstmals die Rolle des Cheftrainers. Nach dem
Bundesligaaufstieg der Kickers holte ihn OFC-Coach Oßwald 1968 als Co-Trainer
an den Bieberer Berg zurück. Später trainierte Keim den FV 06 Sprendlingen, die
Spvgg. 03 Neu-Isenburg und den 1.FC Hochstadt. Beruflich verschlug es den
gelernten Feintäschner in das Offenbacher Versicherungsamt, welches er lange
Jahre leitete.