Thorsten Judt


 

* 30.06.1971

 

Thorsten Judt war einer der sogenannten „S-Klasse-Spieler“, die OFC-Manager Rüdiger Lamm im Sommer 2003 nach Offenbach geholt hat. Doch während die meisten anderen Routiniers die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten war Judt von Anfang an Leistungsträger. Der technisch beschlagene Linksfuß trug fünf Jahre lang das Kickers-Trikot und erzielte in 153 Ligaspielen elf Tore. Darüber hinaus bereitete er mit seinen punktgenauen Flanken zahlreiche Treffer vor.

 

In seinem letzten A-Jugendjahr bei der SG Betzdorf wurde Judt von Leverkusens Co-Trainer Peter Hermann entdeckt. Bei Bayer erhielt er einen Vertrag als Vertragsamateur und spielte in der 2. Mannschaft. 1994 wechselte Judt zu Fortuna Düsseldorf, wo er am 13. April 1995 im Spiel gegen den FSV Frankfurt sein Debüt in der 2. Bundesliga gab. In seiner ersten Profisaison kam Judt zu sechs Einsätzen und stieg mit der Fortuna in die Bundesliga auf. Seine erste Bundesligapartie bestritt der linke Mittelfeldspieler am 2. September 1995 gegen Hansa Rostock. Bis zum Düsseldorfer Wiederabstieg 1997 kam Judt in 43 Bundesligaspielen zum Einsatz und erzielte dabei in vier Tore. Nach der folgenden Zweitligaspielzeit bei der Fortuna schloss er sich Rot-Weiß Oberhausen an und spielte dort weitere fünf Jahre in der 2. Liga. Am 22. Oktober 1999 schoss Judt im Spiel gegen den OFC den 1:0-Siegtreffer und sorgte damit für die Entlassung von Trainer Hans-Jürgen Boysen.

 

Nach dem Zweitligaabstieg mit RWO wechselte Judt im Sommer 2003 zu den Kickers, die damals in der drittklassigen Regionalliga Süd spielten. Nach der Verpflichtung von Akteuren mit der Erfahrung von insgesamt über 1.000 Zweitligaspielen galt der OFC vor der Saison 2003/04 als heißer Aufstiegsanwärter. Weil Trainer Ramon Berndroth die Viererabwehrkette einführte und der ebenfalls neu verpflichtete Christian Hock im linken Mittelfeld gesetzt war, lief Judt zu Saisonbeginn als linker Außenverteidiger auf. Später rückte er ins linke Mittelfeld, wo er sich sichtlich wohler fühlte. Judts Stärken lagen nämlich eher in der Offensive. In der darauffolgenden Saison gelang ihm mit den Kickers der Aufstieg in die 2. Bundesliga.

 

Im Gegensatz zu vielen seiner Mitspieler war die 2. Liga für ihn schon gewohntes Terrain. Nachdem Judt schon in den beiden Regionalliga-Spielzeiten jeweils die meisten Tore der Kickers vorbereitet hatte, avancierte er in der Saison 2005/06 mit elf Assists zum besten Vorlagengeber der 2. Bundesliga. Trotzdem verlor er zu Beginn der Saison 2006/07 seinen Stammplatz kurzzeitig an Neuzugang Markus Kreuz. Nachdem der OFC schwach in die Saison gestartet war gab Trainer Wolfgang Frank Judt wieder den Vorzug. Nach seiner Rückkehr in die Startelf kletterten die Kickers in der Tabelle von Platz 16 bis auf Rang 6, mussten nach einer schwachen Rückrunde aber dennoch bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern.

 

Nach dem Weggang von Markus Happe übernahm Judt im Sommer 2007 die Kapitänsbinde und war zugleich der älteste Feldspieler der 2. Liga. Zwar gelang es ihm zum fünften Mal in Folge der beste Vorbereiter des OFC zu werden, konnte damit jedoch nicht verhindern, dass die Kickers nach drei Jahren wieder den Gang in die Drittklassigkeit antreten mussten. Dabei hatte der OFC sechs Spieltage vor Schluss acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz und rutschte erst am letzten Spieltag durch eine 3:0-Niederlage beim VfL Osnabrück zum ersten Mal in dieser Saison auf einen selbigen.

 

Im April 2008 hatte Judt seinen auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Mit dem Abstieg wurde dieser jedoch hinfällig. Der nach Offenbach zurückgekehrte Hans-Jürgen Boysen legte dann keinen Wert mehr auf seine Dienste und setzte beim Neuaufbau in der 3. Liga lieber auf unverbrauchte Kräfte. Judt wollte jedoch auch mit 37 Jahren noch nicht mit dem Fußballspielen aufhören und spielte noch eine Saison beim Ligakonkurrenten Rot-Weiß Erfurt. Danach ließ er seine Karriere beim Landesligisten TuS Bösinghoven ausklingen, ehe er seine Schuhe im Sommer 2010 endgültig an den Nagel hängte. 

 

Von 2010 bis 2015 arbeitete Judt als Jugendtrainer beim Hamburger SV. Gegen seine Entlassung ging er gerichtlich vor und war mit seiner Klage auf Weiterbeschäftigung erfolgreich, woraufhin er als Scout eingesetzt wurde. Im Juni 2016 kündigte ihm der HSV dann fristlos nachdem Judt verdächtigt wurde, als „Maulwurf“ Vereins-Interna ausgeplaudert zu haben.