Bernd Gramminger


 

* 08.07.1966

Bernd Gramminger trug zwischen 1992 und 1999 das Kickers-Trikot. Der Kämpfertyp, der zunächst im defensiven Mittelfeld, dann als Manndecker eingesetzt wurde, erlebte in diesen sieben Jahren einen Abstieg, zwei Aufstiege und allerlei Kurioses. Zudem betrieb er für einige Monate die Stadiongaststätte.

Der gebürtige Mannheimer kam bereits in der Saison 1984/85 im Trikot des VfR Bürstadt zu seinen ersten 17 Zweitligaeinsätzen. 1987 wechselte Gramminger nach Aschaffenburg, erreichte mit der Viktoria das DFB-Pokal-Viertelfinale und stieg in die 2. Bundesliga auf. In der Zweitligasaison 1988/89 absolvierte er 26 Spiele und erzielte sein einziges Zweitligator. Nach dem direkten Wiederabstieg blieb Gramminger zunächst am Schönbusch, ehe er 1990 nach Bürstadt zurückkehrte.

Im Sommer 1992 holte ihn Trainer Lothar Buchmann, der bereits in Bürstadt mit Gramminger zusammen gearbeitet hatte, nach Offenbach. Mit acht Toren trug der schussgewaltige defensive Mittelfeldspieler dazu bei, dass die Kickers die Saison 1992/93 als Meister der damals noch drittklassigen Oberliga Hessen beendeten. Allerdings scheiterte der OFC in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. In der Folgesaison, in der Gramminger siebenmal traf, wurden die Kickers hinter dem FSV Frankfurt nur Vize-Meister, qualifizierten sich dadurch jedoch für die Deutsche Amateurmeisterschaft. Dort kam man bis ins Endspiel, verlor dieses allerdings trotz Heimvorteils mit 0:1 gegen Preußen Münster.

Zur Saison 1994/95 wurde die Regionalliga als neue dritthöchste Spielklasse eingeführt. Als Mitfavorit gestartet, stieg der OFC am Ende dieser völlig verkorksten Spielzeit ab und war erstmals nur noch viertklassig. Im Heimspiel gegen die SpVgg. Unterhaching (0:2) sorgte Gramminger für einen Eklat. Während ein Fan mit einem Sitzstreik im Anstoßkreis gegen die schwache Leistung der Kickers demonstrierte, stürmten weitere Zuschauer den Rasen. Als Gramminger einen davon dazu bewegen wollte, das Spielfeld zu verlassen, wurde der Fan handgreiflich. Gramminger, der einst als Boxer in der 2. Bundesliga aktiv war, schlug instinktiv zurück und zog sich damit den Zorn des Publikums zu. Dank des Einsatzes von Kapitän Günter Albert und Ehrenpräsident Waldemar Klein konnte eine weitere Eskalation verhindert und das Spiel zu Ende gebracht werden. Nach dem Abpfiff randalierten einige aufgebrachte Anhänger und versuchten den VIP-Raum zu stürmen. Wiederum verhinderte Klein Schlimmeres. Jener 21. April 1995 sollte als sogenannter „schwarzer Freitag“ in die Geschichte eingehen.

Gramminger blieb dem OFC auch in der Viertklassigkeit treu und gehörte 1997 zu dem Team, das unter denkwürdigen Umständen den Wiederaufstieg schaffte. Im ersten Aufstiegsspiel gegen den 1.FC Pforzheim musste das Elfmeterschießen über das Weiterkommen entscheiden. Der mittlerweile zum Verteidiger umfunktionierte Gramminger gehörte zu den drei Spielern, die ihren Elfmeter verwandeln konnten. Da die restlichen sieben Schützen scheiterten, gewann der OFC am Ende mit 2:1. Noch kurioser sollte es im Aufstiegsfinale gegen den FC Memmingen zugehen. Die Kickers lagen kurz vor Schluss mit 2:3 zurück, ehe im Mannheimer Rhein-Neckar-Stadion das Flutlicht ausfiel. Als dieses auch nach 45 Minuten nicht wieder anging wurde die Begegnung abgebrochen. Vier Tage später gewann der OFC das fällige Wiederholungsspiel im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion mit 2:0.

In der Regionalligasaison 1997/98 setzten die Kickers unter dem neuen Trainer Hans-Jürgen Boysen als Aufsteiger zum Höhenflug an. Am Ende wurde man hinter dem SSV Ulm 1846 Zweiter, zog jedoch in den Aufstiegsspielen gegen die Sportfreunde Siegen und Tennis Borussia Berlin den Kürzeren. Gramminger wurde in dieser Spielzeit vom „kicker-Sportmagazin“ zum besten Manndecker der Regionalliga Süd gekürt. In der darauf folgenden Saison kam er wegen einer Meniskusoperation nur noch 21 Mal zum Einsatz und verpasste somit auch die Aufstiegsspiele gegen Eintracht Trier und den VfL Osnabrück. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga wurde Gramminger trotz laufenden Vertrags aussortiert. Offenbar traute man dem mittlerweile 33-Jährigen das höhere Tempo in der neuen Spielklasse nicht mehr zu.

Nach dem Karriereende zog sich der gelernte Kaufmann zunächst aus dem Fußballgeschäft zurück. Heute trainiert Gramminger die U17 von Viktoria Aschaffenburg.