Thomas Gerstner
* 06.11.1966 |
Die Verpflichtung von Thomas Gerstner war einer der größten Fehlgriffe
der Vereinsgeschichte. Als Wolfgang Wolf Ende Februar 2011 beurlaubt wurde
standen die Kickers trotz einer schon länger anhaltenden Krise in der 3. Liga
immer noch auf Rang 3. Gerstner sprach daher bei seiner Vorstellung von einer
„leichten Situation“, da er ja nichts anderes erreichen müsse, als den 3. Platz
zu verteidigen. Überhaupt machte der ehemalige Bielefelder schon bei seiner
ersten Pressekonferenz einen überheblichen Eindruck und versuchte als
selbsternannter Motivationskünstler alles krampfhaft positiv darzustellen.
Nachdem das erste Heimspiel gegen den Verfolger aus Erfurt
mit Glück gewonnen werden konnte, glaubte Gerstner das Nachholspiel bei Bayern
München II zum Experimentieren nutzen zu können. Aufgrund der englischen Woche
schonte er einige ältere Spieler und baute seine Mannschaft ohne Not auf
mehreren Positionen um. Dadurch entstand der Eindruck, man würde das Spiel beim
abgeschlagenen Tabellenletzten auf die leichte Schulter nehmen, was prompt mit
einer Niederlage bestraft wurde. Somit hatte Gerstner schon nach seinem zweiten
Spiel einen schweren Stand bei den Fans. Unverständlich war auch die
Aufstellung mit neun defensiven Feldspielern beim peinlichen Aus im Hessenpokal
beim Regionalligisten Hessen Kassel.
Beim Heimspiel gegen Burghausen entlud sich der angestaute
Frust. Als Gerstner anstelle des schwachen Laux Teixeira auswechselte gab es
erstmals „Gerstner raus-Rufe“. Nach dem Spiel verscherzte es sich Gerstner auch
noch mit der Presse, weil er allen Fragen nach dieser Auswechslung auch nach
mehrfacher Nachfrage aus dem Weg ging und stattdessen nur „Wir haben 2:0
gewonnen und ich muss dazu keine Erklärung abgeben“ in die Notizblöcke
diktierte. Mehr Selbstkritik äußerte Gerstner nach dem 2:2 gegen die 2.
Mannschaft des VfB Stuttgart. Er bezeichnete sich selbst als Verlierer des
Abends, weil es versäumte, in der Nachspielzeit noch zwei mögliche Wechsel
vorzunehmen, um die 2:1-Führung über die Zeit zu retten. Durch den späten
Ausgleichstreffer rutschte der OFC erstmals von Platz 3.
Nach einer 0:2-Heimpleite gegen Jena war Gerstner dann nicht
mehr zu halten. Weil er die beiden noch ausstehenden Punktspiele auf der
anschließenden Pressekonferenz nur noch als Freundschaftsspiele bezeichnete war
sein Rauswurf alternativlos. Erst recht weil die Fanproteste gegen Jena ihren
Höhepunkt erreichten. Auch Sportmanager Andreas Möller, der Gerstner als seinen
Wunschtrainer bezeichnet hatte, trat nach diesem Spiel zurück.
Gerstners Bilanz: Nur 13 Punkte in 11 Spielen, kein einziger Auswärtssieg.
Er übernahm den OFC in einer „leichten Situation“ auf Platz 3. Als er ging
waren die Kickers nur noch Sechster und alle Aufstiegschancen verspielt.
Bilanz als OFC-Trainer (nur Ligaspiele)
Spiele |
Siege |
Remis |
Niederlagen |
Punkte |
Schnitt |
11 |
3 |
4 |
4 |
13 |
1,18 |
Weitere Trainerstationen Gerstners:
Carl Zeiss Jena, SV Straelen, FC Schönberg 95, Sturm Graz
(Co-Trainer), Arminia Bielefeld, Nordkorea (Damen), MSV Duisburg (Damen)