Stefan Dolzer


 

* 24.07.1976

 

Stefan Dolzer steht wie kaum ein anderer Spieler für die Wiederauferstehung des OFC in den 1990er Jahren, als den in die Viertklassigkeit abgerutschten Kickers innerhalb von drei Jahren die Rückkehr in die 2. Bundesliga gelang.

 

Am 3. August 1994 kam der gebürtige Bad Nauheimer unter Trainer Lothar Buchmann bei der 1:0-Niederlage bei den Amateuren des FC Bayern München als Einwechselspieler zu seinem ersten Einsatz im Trikot der 1. Mannschaft. Dies war zugleich das erste Spiel der neu eingeführten Regionalliga Süd, in der die Kickers zum erweiterten Favoritenkreis gehörten. Doch anstatt um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitzuspielen fand sich der OFC von Anfang an im unteren Tabellendrittel wieder. Am 25. September 1994 stand der junge Libero gegen Darmstadt 98 erstmals in der Startelf. Nach einer 1:2-Niederlage wurde Buchmann entlassen. Aber auch seine Nachfolger Valentin Herr und Wilfried Kohls konnten den erstmaligen Absturz in die Viertklassigkeit nicht verhindern. Dolzer brachte es in dieser Saison auf neun Einsätze und ein Tor.

 

Nach dem Abstieg konnte sich Dolzer als Stammspieler etablieren. Gemeinsam mit anderen Eigengewächsen wie Patrick Dama, Oliver Speth und Giuseppe Messinese galt er als Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft. Nachdem die junge Mannschaft in der Saison 1995/96 Dritter wurde gelang ein Jahr später auf kuriose Weise die Rückkehr in die Regionalliga. Im Aufstiegsfinale gegen den FC Memmingen lagen die Kickers zur Pause mit 0:2 zurück, ehe Dolzer in der 64. Minute den Anschlusstreffer erzielte. Zehn Minuten später schien die Partie nach Stefan Simons Treffer zum 2:2 zu kippen, doch Memmingen gelang im Gegenzug das 2:3. Dieser Spielstand hatte auch nach 89 Minuten noch Bestand, als im Mannheimer Rhein-Neckar-Stadion plötzlich das Flutlicht ausfiel. Weil dieses 45 Minuten später immer noch nicht wieder funktionierte wurde die Begegnung abgebrochen. Vier Tage später gewann der OFC das fällige Wiederholungsspiel im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion durch zwei Tore des eingewechselten Messinese mit 2:0.

 

Unter dem neuen Trainer Hans-Jürgen Boysen spielte die kaum veränderte Mannschaft überraschender Weise auch in der Regionalliga sofort oben mit. Am Ende wurden die Kickers hinter dem SSV Ulm 46 Zweiter, zogen jedoch in den Aufstiegsspielen gegen die Sportfreunde Siegen und Tennis Borussia Berlin den Kürzeren. In der darauf folgenden Saison fiel Dolzer wegen einer Schulterverletzung monatelang aus, woraufhin der OFC Routinier Dietmar Roth als Ersatz verpflichtete. Nach der Winterpause gab Dolzer sein Comeback und erreichte mit den Kickers erneut die Aufstiegsrunde. Mit Siegen gegen Eintracht Trier und beim VfL Osnabrück gelang dem OFC nach zehn Jahren Abstinenz der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga.

 

Nach dem Aufstieg führte Boysen die Viererabwehrkette ein, in der Dolzer gemeinsam mit Neuzugang Manfred Binz die Innenverteidigung bildete. Mit nur drei Punkten aus den ersten neun Spielen erwischten die Kickers einen Fehlstart, der Boysen schließlich den Job kostete. Unter dem neuen Trainer Peter Neururer lief der OFC wieder im klassischen System mit Binz als Libero auf, während Dolzer entweder als Manndecker oder im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde. Bei seinen 29 Einsätzen gehörte Dolzer zu den beständigsten Akteuren der Saison 1999/2000, die jedoch mit dem sofortigen Wiederabstieg endete.

 

Trotz einiger Angebote von Zweitligisten konnte OFC-Manager Klaus Gerster Dolzer zum Bleiben überreden. Die Kickers hatten den Großteil ihrer Mannschaft zusammengehalten und wollten so den direkten Wiederaufstieg erzwingen. Nach einer chaotischen Vorrunde mit fünf verschiedenen Trainern überwinterte der OFC jedoch als Tabellenletzter der Regionalliga Süd. Erst nachdem Ramon Berndroth nach der Winterpause das Traineramt übernahm konnte sich die Mannschaft stabilisieren und verbesserte sich noch auf Rang 10. 

 

Im Sommer 2001 folgte Dolzer dem Lockruf seines früheren Trainers Neururer und wechselte gemeinsam mit Patrick Dama zum Zweitligisten LR Ahlen. Dort waren beide zunächst gesetzt, kamen jedoch nachdem Uwe Rapolder Neururer abgelöst hatte, kaum noch zum Zug.

 

Nach einer Saison beim SV Wehen kehrte Dolzer im Sommer 2003 an den Bieberer Berg zurück. Dort konnte er jedoch nicht mehr an seine früheren Leistungen anknüpfen und kam krankheitsbedingt nur noch zu sieben Einsätzen. Aufgrund der Folgen des Pfeifferschen Drüsenfiebers und einer Hirnhautentzündung, die er bereits während seiner Wehener Zeit im Oktober 2002 erlitten hatte, hielt sein Körper den Belastungen des Profifußballs nicht mehr stand. Nachdem er in der Aufstiegssaison 2004/05 komplett aussetzen musste, unternahm er ab Sommer 2005 einen letztlich erfolglosen Comeback-Versuch in der 2. Mannschaft. Am 17. Februar 2006 saß Dolzer beim Auswärtsspiel bei 1860 München noch einmal bei den Profis auf der Bank. Danach ließ er seine Karriere beim Oberligisten FSV Fernwald ausklingen.

 

Heute betreibt Dolzer, der bereits während seiner Zeit bei den Kickers Bungee-Jump-Events organisierte, zusammen mit einem Freund mehrere Kletter- und Erlebniswälder.