Hans-Jürgen Boysen
* 30.05.1957 |
Als
Boysen im Juli 1997 erstmals das Traineramt in Offenbach übernahm galt er als unbeschriebenes
Blatt. Nach dem kuriosen Aufstieg in die Regionalliga (Elfmeterkrimi gegen
Pforzheim, Flutlichtausfall gegen Memmingen) war rund um den Bieberer Berg die
Euphorie ausgebrochen. Durch den fulminanten Saisonstart der Boysen-Boys wurde
diese ins Unermessliche gesteigert. Mit einer kaum verstärkten Oberliga-Truppe
mischte der OFC von Beginn an in der Spitzengruppe mit und erlebte einen kaum
für möglich gehaltenen Zuschauerboom. Im Schnitt pilgerten 12.844 Fans auf
Biebers Höhen. Am letzten Spieltag wurde vor 22.000 Zuschauern der direkte
Konkurrent Borussia Fulda von Platz 2 verdrängt. Es war die Krönung einer
fantastischen Saison. Dass die Kickers in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga an den
Sportfreunden Siegen und TeBe Berlin scheiterten, war zweitrangig.
In
der Saison 1998/99 war nun aber der Aufstieg Pflicht. Der OFC hatte sich mit
Kolinger, Köpper, Ertl und Stohn verstärkt und lieferte sich mit Waldhof
Mannheim über die gesamte Spielzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die
Meisterschaft. Nach dem Gewinn der Herbstmeisterschaft schwächelten die Kickers
in der Rückrunde und verspielten Platz 1. Erste Kritik an Boysen wurde laut.
Doch diesmal sollte es in der Relegation ein Happy End geben. Durch Siege gegen
Eintracht Trier und beim VfL Osnabrück gelang die seit 10 Jahren herbeigesehnte
Rückkehr in die 2. Bundesliga.
Im
harten Zweitligaalltag dauerte es jedoch nur neun Spiele bis der
Aufstiegstrainer entlassen wurde, nachdem der Start mit nur drei Punkten aus
den ersten neun Spielen gründlich daneben gegangen war. Durch das Sommertheater
um die Weiterverpflichtung von Publikumsliebling Oliver Roth hatte Boysen bei
den meisten Fans bereits vor Saisonbeginn jeglichen Kredit verspielt. Zudem
führte er die Viererabwehrkette ein, ohne dafür das passende Personal zu haben. Schließlich
musste er aber auch für die verfehlte Einkaufspolitik eines Klaus Gerster den
Kopf hinhalten. Den Abstieg konnte aber auch sein Nachfolger Peter Neururer
nicht verhindern.
Ende
März 2004 kehrte Boysen als Nachfolger des entlassenen Lars Schmidt zum OFC
zurück. Die Kickers befanden sich zu dieser Zeit auf einem Abstiegsplatz in der
Regionalliga. Boysen verstand es, der total zerstrittenen Mannschaft wieder
Disziplin beizubringen und schaffte den Klassenerhalt. Mit einer für Offenbacher
Verhältnisse schon sensationellen Trefferquote bei Neuverpflichtungen (kein
einziger Fehleinkauf!) formte er in der Folgesaison aus einem Fastabsteiger den
neuen Regionalligameister. Die Kickers spielten vom ersten bis zum letzten
Spieltag eine souveräne Runde, standen an 33 von 34 Spieltagen auf einem
Aufstiegsplatz und waren an 29 Spieltagen Tabellenführer. Mit
diesem Aufstieg schrieb Boysen Geschichte: Als erster Trainer in der bis dato
104-jährigen Vereinsgeschichte führte er den OFC zu zwei Aufstiegen.
Anders
als 1999 starteten die Boysen-Boys mit drei Siegen aus den ersten vier Spielen
verheißungsvoll in die 2. Liga. Es folgte jedoch ein rapider Absturz von Rang 5
auf den 15. Tabellenplatz. Dennoch hielt das OFC-Präsidium lange am
Aufstiegstrainer fest. Nach der fünften Heimniederlage in Folge wurde Boysen
nach dem ersten Rückrundenspiel schließlich doch entlassen. Auch im zweiten
Anlauf hat er es nicht geschafft, auch in der höheren Spielklasse mit den
Kickers erfolgreich zu sein.
Nach
dem Abstieg aus der 2. Bundesliga trat Boysen im Sommer 2008 zum dritten Mal
das Traineramt beim OFC an. Mit einer komplett neuformierten Mannschaft landete
er in der ersten Drittligasaison auf Platz 7. Im zweiten Jahr kündigte er nach
Differenzen mit dem Vorstand und Sportmanager Andreas Möller seinen Vertrag und
heuerte über Nacht beim Zweitligisten FSV Frankfurt an. Die Kickers standen zu
diesem Zeitpunkt auf Platz 2. Ob Boysen den OFC ein drittes Mal zum Aufstieg
geführt hätte?
Bilanz als OFC-Trainer (nur Ligaspiele)
Spiele |
Siege |
Remis |
Niederlagen |
Punkte |
Schnitt |
189 |
84 |
51 |
54 |
303 |
1,6 |
Weitere Trainerstationen Boysens:
SV Mörlenbach, SV Sandhausen, SV
Mörlenbach, FC Augsburg, Stuttgarter Kickers, SV Sandhausen, 1.FC Schweinfurt
05, SG Sonnenhof Großaspach, FSV Frankfurt, SV Sandhausen, Wormatia Worms