Ramon Berndroth


 

* 24.03.1952

 

Nachdem der OFC in der Vorrunde der Chaossaison 2000/01 gleich fünf Trainer verschlissen hatte, wurde in der Winterpause mit Ramon Berndroth der Trainer des B-Teams zum Chefcoach der Regionalliga-Truppe befördert. Angesichts des letzten Tabellenplatzes sprachen viele von einem Himmelfahrtskommando. Andere bezeichneten ihn als Billiglösung, weil die Kickers nicht genug Geld in der Kasse hatten um Wunschtrainer Vasic aus Schweinfurt freizukaufen. Doch eben diese Billiglösung sollte letztlich das schaffen, woran in der Hinrunde alle seine Vorgänger gescheitert waren. Berndroth hauchte dem Tabellenletzten wieder Leben ein, machte aus einem Haufen bockloser und verunsicherter Spieler wieder eine Gemeinschaft. Mit ihm holte der OFC aus den verbleibenden 14 Spielen 26 Punkte und landete nach einer tollen Aufholjagd schließlich auf Platz 10. Mit seiner ruhigen und sachlichen Art und seinem sympathischen Auftreten hob sich Berndroth zudem wohltuend von Dampfplauderern wie Stepi oder Neururer ab.

 

Nachdem die Mannschaft trotz des Klassenerhalts auseinander gefallen war, mussten die Kickers mit bescheidensten Mitteln einen Neuanfang starten. Berndroth machte aus der Not eine Tugend und bildete um die Achse Thier-Binz-Dworschak-Würll ein blutjunges Team. Völlig überraschend spielte man mit dieser „No Name-Truppe“ bis ins Frühjahr 2002 hinein um den Aufstieg mit. Dann ging der Mannschaft, die in der Vorrunde wohl über ihre Verhältnisse gespielt hatte, die Luft aus. Am Ende kam man mit Platz 8 fast etwas zu schlecht weg. Nachdem das erste Jahr des Umbruchs überraschend positiv verlaufen war, gestaltete sich das zweite weitaus schwieriger. Da man sich im Vorjahr lange in den oberen Tabellenregionen aufhielt, war bei den Fans eine Erwartungshaltung entstanden, die die  nach dem Verlust der Leistungsträger Binz und Würll  erneut verjüngte Mannschaft nicht erfüllen konnte. Die Berndroth-Elf spielte in dieser Saison einen unansehnlichen Rumpelfußball, der die Fans in Scharen aus dem Stadion trieb. Bei insgesamt 17 (!) Unentschieden galten die Kickers als „Remiskönige der Liga“ und mussten daher lange um den Klassenerhalt bangen. In der Abschlusstabelle wurde schließlich erneut der 8. Rang erreicht, womit man diesmal aber viel zu gut wegkam. Während Berndroth in den ersten anderthalb Jahren seines Wirkens unantastbar war, bekam sein Denkmal im Laufe dieser Saison erste deutliche Risse.

 

Spätestens als im Sommer 2003 dank des neuen Managers Rüdiger Lamm wieder massiv in die Mannschaft investiert werden konnte, stellte sich die Frage, ob Berndroth für das Erreichen des ehrgeizigen Ziels Aufstieg in die 2. Bundesliga der richtige Mann ist. Angesichts der großen Namen, die sich jetzt im Kickers-Kader befanden, waren auch die Erwartungen der Fans sprunghaft gestiegen. Es war zu erwarten, dass Berndroth bereits beim ersten Rückschlag der Wind ins Gesicht blasen würde. Schließlich war er nach der enttäuschenden Vorsaison bereits angezählt und wegen seiner destruktiven Spielweise bei weiten Teilen des Publikum längst unten durch. So dauerte es nur bis zum 5. Spieltag, ehe Berndroth nach einer 2:1-Niederlage auf dem Wehener Halberg entlassen wurde.

 

Im Sommer 2006 kehrte Berndroth als Trainer der 2. Mannschaft zu den Kickers zurück. Im November 2007 nahm er nach dem Rücktritt von Wolfgang Frank noch einmal als Interimstrainer auf dem Chefsessel Platz. Bei seiner Premiere als Zweitligatrainer gab es eine 1:2-Niederlage gegen Greuther Fürth. Nachdem er die U23 zum Aufstieg in die Hessenliga geführt hatte, verabschiedete sich Berndroth 2008 in Richtung FSV Frankfurt.

 

Von Mai 2011 bis Juni 2013 amtierte Berndroth als Sportkoordinator des Gesamtvereins Kickers Offenbach und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Nach der Insolvenz der Profi GmbH wurde sein ursprünglich bis 30.06.2014 datierter Vertrag vom Insolvenzverwalter gekündigt. Danach arbeitete er noch ein halbes Jahr lang ehrenamtlich für die Kickers, in der Hoffnung wieder eine Festanstellung zu erhalten, bekam jedoch weder vom Verein noch von der GmbH ein Angebot.

 

Von Februar 2014 bis Dezember 2019 leitete er das Nachwuchsleistungszentrum des SV Darmstadt 98. Nach der Entlassung von Norbert Meier saß er im Dezember 2016 bei den letzten drei Bundesligaspielen vor der Winterpause als Interimstrainer auf der Bank.

 

Im Dezember 2019 heuerte er zum vierten Mal auf dem Bieberer Berg an. An der Seite des neuen Cheftrainers Angelo Barletta fungiert er als Co-Trainer und Chefscout.

 

 

Bilanz als OFC-Trainer (nur Ligaspiele)

Spiele

Siege

Remis

Niederlagen

Punkte

Schnitt

90

34

31

25

133

1,48

 

 

Weitere Trainerstationen Berndroths:

FSV Mainz 05 Amat., SpVgg. Neu-Isenburg, Eintracht Frankfurt Amat., VfB Lübeck, SG Höchst, KV Mühlheim, VfR Neumünster, 1.FC Eschborn, FSV Frankfurt, SV Darmstadt 98