Aristide Bancé
* 19.09.1984 |
Aristide
Bancé ist eine der schillernsten und streitbarsten Figuren, die jemals beim OFC
gespielt haben. Bancé ist ein nahezu kompletter Stürmer: 192 cm groß, 90 kg
schwer, durchtrainiert, ungemein kopfballstark, gut am Ball und mit einem gewaltigen
Schuss ausgestattet. Allerdings ist er auch ein Heißsporn und somit im
positiven wie im negativen Sinne unberechenbar. Im OFC-Trikot kam der Afrikaner
nur auf zehn Einsätze, in denen er vier Tore erzielte. Dass es nicht mehr
wurden lag daran, dass er innerhalb kurzer Zeit zweimal gesperrt wurde und
somit insgesamt sechs Spiele von der Tribüne verfolgen musste. Ohne diese
Sperren wären die Kickers 2008 wohl nicht aus der 2. Bundesliga abgestiegen.
Bancé
wurde an der Elfenbeinküste geboren und flüchtete während des Bürgerkriegs nach
Burkina Faso. 2003 wechselte er nach Belgien, wo er in der Saison
2005/06 im Trikot des Erstligisten SC Lokeren mit 15 Toren in 28 Spielen auf
sich aufmerksam machte. Daraufhin hatte er u. a. auch ein Angebot von Hertha
BSC Berlin, entschied sich aber für einen Wechsel zu Metallurg Donezk. In der
Ukraine kam Bancé jedoch nicht zurecht und stand im Januar 2007 kurz vor einem
Wechsel zu Borussia Mönchengladbach. Doch nach dem Trainerwechsel von Jupp
Heynckes zu Jos Luhukay nahm der Bundesligist Abstand von seiner Verpflichtung.
Im Sommer 2007 wurde Bancé an den belgischen Spitzenclub Germinal Beerschot
Antwerpen ausgeliehen. Als
die abstiegsgefährdeten Kickers in der Winterpause der Saison 2007/08 nach
einem Stürmer suchten, erinnerte sich OFC-Trainer Jörn Andersen an Bancé, der
ihm noch aus seiner Zeit als Co-Trainer von Borussia Mönchengladbach ein
Begriff war. Der Leihvertrag mit Antwerpen wurde aufgelöst und Bancé bis zum
Saisonende an den OFC verliehen.
Gleich
in seinem ersten Einsatz für die Kickers erzielte Bancé beim 2:1-Sieg gegen
Paderborn ein Tor und beeindruckte die Fans, die ihn fortan mit „Allez
Bancé“-Sprechchören feierten. Beim 2:1-Erfolg gegen Carl Zeiss Jena war er mit
zwei Treffern der Matchwinner. Allerdings hatte er kurz vor der
Halbzeit den Jenaer Abwehrspieler Maul im Zweikampf mit dem Ellbogen im Gesicht
getroffen. DSF-Reporter Jörg Dahlmann bauschte diese eigentlich unabsichtliche
Aktion in seinem Fernsehbericht dermaßen auf, dass der DFB-Kontrollausschuss
ein Ermittlungsverfahren einleitete und nach Ansicht der Fernsehbilder wegen
krass sportwidrigen Verhaltens eine nachträgliche Sperre von drei Spielen
verhängte. Zwei Monate später wurde Bancé erneut gesperrt: Nach seiner Roten
Karte im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach wurde er wegen groben Foulspiels diesmal sogar für
fünf Spiele aus dem Verkehr gezogen, was für ihn am 31. Spieltag das vorzeitige
Saisonende bedeutete. Die Kickers-Fans streiten bis heute über diesen
Platzverweis: Während die einen von einer dunkelroten Karte sprechen, meinen
die anderen, dass Bancé evtl. mit Gelb hätte davon kommen können, wenn er nicht
schwarz wäre, der Gefoulte nicht der schmächtige Nationalspieler Oliver
Neuville gewesen wäre und der Schiedsrichter nicht Peter Sippel geheißen hätte,
der dem OFC bekanntlich noch nie wohlgesonnen war. Fakt ist, dass die bis dato
gleichwertigen Kickers durch diesen Platzverweis auf die Verliererstraße
gerieten, nach der Pause mit Moses Sichone ein weiterer OFC-Spieler des Feldes
verwiesen wurde, und die Partie letztlich mit einem 1:7-Debakel (die höchste
Niederlage in der Offenbacher Zweitligageschichte) endete.
Im
Falle des eigentlich schon sicher geglaubten Klassenerhalts wäre Bancé für eine
weitere Saison an den OFC ausgeliehen worden. Nach dem Abstieg wechselte er
jedoch zusammen mit Trainer Andersen und Abwehrspieler Niko Bungert zum FSV
Mainz 05. Mit 14 Treffern hatte Bancé großen Anteil am Mainzer Aufstieg in die
Bundesliga. Auch im Oberhaus zeigte er sich weiterhin treffsicher, erzielte in
30 Spielen zehn Tore. Im Februar 2010 gelang ihm gegen Hertha BSC Berlin das
„Tor des Monats“. Allerdings war das Kapitel Mainz nach zwei Saisons schon
wieder beendet. Im August 2010 wechselte Bancé zu Al-Ahli nach Dubai. Dabei
standen wohl vor allem wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Schließlich
hat Bancé in Afrika eine große Familie, die an seiner Karriere partizipiert.
Zur Saison 2011/12 wurde er an den türkischen Erstligisten Samsunspor
ausgeliehen, ehe er im Sommer 2012 in die Bundesliga zurückkehrte. Beim FC
Augsburg konnte er sich allerdings nicht durchsetzen, wurde bei 18 Einsätzen
insgesamt 14 Mal eingewechselt und blieb ohne Torerfolg. Nachdem Bancé in der
Saison 2013/14 an den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf ausgeliehen war, wurde
sein Vertrag beim FCA schließlich aufgelöst.
Bis
zum 31.12.2014 stand er beim finnischen Erstligisten HFK Helsinki unter
Vertrag. Nach einem ebenfalls nur halbjährigen Intermezzo beim kasachischen
Club Irtysh Pavlodar landete Bancé im Sommer 2015 bei Chippa United in
Südafrika. Ein Jahr später wechselte er zum FC Riga, ein halbes Jahr darauf zum
ASEC Mimosas (Elfenbeinküste). Seit Sommer 2017 spielt er bei El Masry in
Ägypten.
Mit
der Nationalmannschaft Burkina Fasos, für die er bislang in 57 Länderspielen 18
Tore erzielte, erreichte er 2013 das Endspiel des Afrika
Cups, unterlag dort allerdings Nigeria.