Günter Albert
* 14.11.1963 |
In
der tristen ersten Hälfte der 1990er Jahre war Günter Albert einer der wenigen Lichtblicke.
Der lange Schlacks war alles andere als ein Filigrantechniker, verkörperte als
kompromissloser Vorstopper bzw. Libero aber die typischen Offenbacher Tugenden
und war deswegen bei den Fans überaus beliebt. Sein Spitzname „Magic Albert“
war Ironie und Anerkennung zugleich. Dank seiner überragenden Kopfballstärke
sorgten die Kickers zu dieser Zeit bei fast jeder Ecke für Torgefahr. Wenn der
OFC kurz vor Schluss zurücklag, ging der 190 cm große Albert wie einst Hermann
Nuber mit nach vorne und half dadurch, so manche Partie noch zu drehen.
Es
war auch Nuber, der Albert bei einem B-Ligisten in Kleinostheim entdeckte und
1984 nach Offenbach holte. Der Abwehrspieler spielte zunächst in der 2.
Mannschaft, ehe er am 20. Februar 1988 im Zweitligaspiel bei der SG
Wattenscheid 09 sein Profidebüt gab. In der darauf folgenden Zweitligasaison
kam er zu elf Einsätzen. Anfang der 1990er Jahre wurde Albert Stammspieler und
stieg schnell zum Leistungsträger auf. Im Meisterjahr 1992/93 erzielte er fünf,
in der Folgesaison sogar sieben Treffer.
Der 25. August 1993 war der Tag, an dem Albert endgültig zur
Legende wurde: Im DFB-Pokalspiel gegen den damaligen Zweitligisten SV Meppen
lagen die Kickers mit 1:2 zurück, ehe Albert
kurz vor Ende der regulären Spielzeit mit dem wohl kuriosesten Treffer, der
jemals auf dem Bieberer Berg zu sehen war, doch noch für den kaum noch für
möglich gehaltenen Ausgleich sorgte. Meppens Torwart Manfred Kubik wollte den Ball nach einen Rückpass wieder nach vorne schlagen und
traf dabei das Hinterteil des aufgerückten Offenbacher Abwehrspielers. Von
diesem sprang der Ball an Kubik vorbei Richtung Tor und trudelte tatsächlich
noch über die Torlinie. In der Verlängerung gewannen die Kickers schließlich
mit 4:2. Leider gibt es von diesem Treffer weder ein Video noch Fotoaufnahmen,
sondern lediglich untenstehende Skizze. Nicht weniger sehenswert war Alberts
Treffer zum 1:1 im Aufstiegsspiel beim TSV 1860 München, als er einen 30 m-Pass
von Paul Koutsoliakos mit einem fulminaten Volleyschuss ins gegnerische Tor
beförderte. Bei der Wahl zu Deutschlands „Fußballer des Jahres“ erhielt Albert
1993 als einziger Oberligaspieler eine Stimme.
In
der Saison 1994/95 trug Albert die Kapitänsbinde. Nach dem Abstieg des OFC aus
der Regionalliga Süd schloss sich Albert dem SV Jügesheim an. Für seinen
Abschied vom Bieberer Berg war jedoch auch ein Zerwürfnis mit den Kickers
verantwortlich. Hartmut Arnold, ein früherer Spieler des FSV Frankfurt, hatte
Albert wegen absichtlicher Körperverletzung auf 10.000 DM verklagt, weil er
nach einem Foul Alberts zum Sportinvaliden geworden war. Trotz anderslautender
Versprechungen weigerten sich die OFC-Verantwortlichen die Gerichtskosten zu
übernehmen.
Heute
kann man Albert wieder im rot-weißen Dress beim Fußballspielen zusehen. Seit
einigen Jahren spielt er für die OFC-Traditionsmannschaft „Die Waldis“.